Arbeit an Fronleichnam?

■ Debatte um Freizeitentzug für die Pflegeversicherung

Berlin (afp/taz) — In den überwiegend katholischen Bundesländern können die BürgerInnen vier Tage mehr in der Kirche sitzen oder im Schwimmbad planschen als die Norddeutschen: Die protestantische Arbeitsmoral gesteht ihnen nur neun Feiertage zu.

Unzeitgemäß sei die „Feiertags- Kleinstaaterei“, empfindet der Flensburger CDU-Abgeordnete Wolfgang Börnsen. Auch der FDP- Mann Jürgen Starnick plädiert dafür, darüber nachzudenken, ob nicht alle InhaberInnen von Arbeitsplätzen künftig auch an Fronleichnam und Heiligen Dreikönige das Bruttosozialprodukt steigern sollen. Und der Reformationstag soll für ihn ebenfalls kein Tabu sein— eine Idee, die aber keine müde Mark in die Kassen bringen dürfte: schließlich wird da, außer vielleicht in Bonn, schon heute gearbeitet.

Der bayrische CSU-Fraktionschef Alois Glück aber erteilte dem Ansinnen der Nordlichter eine klare Absage: „Feiertage sind ein Stück unserer Lebenskultur.“ Er will lieber allen ArbeitnehmerInnen ein bis zwei Urlaubstage streichen — um so den Arbeitgeberanteil der Pflegeversicherung zu finanzieren. Denn das ist der Hintergrund der ganzen Feiertagsdebatte: Die Arbeitgeberlobby bei CDU/ CSU hat sich nur unter der Bedingung auf Blüms Sozialversicherungsmodell eingelassen, daß die Arbeitgeber nicht belastet werden. Und jetzt ist nur noch die Frage, wem die Mußestunden gestrichen werden. aje