Wruck schießt nach Abwahl gegen Diepgen

Berlin. Die Auseinandersetzungen zwischen der CDU-Parteiführung und dem Abgeordneten Ekkehard Wruck gehen in eine neue Runde. Die CDU-Fraktion enthob Wruck am Dienstag mit 56 zu 17 Stimmen bei zehn Enthaltungen seiner Amtes als ausländerpolitischer Sprecher. Der Rechtsanwalt verliert damit auch die Mitgliedschaft im Fraktionsvorstand.

Wruck erneuerte unterdessen gegenüber der taz seine Forderung nach einem Rücktritt des Regierenden Bürgermeisters Eberhard Diepgen vom Amt des Parteivorsitzenden. Nach der »katastrophalen Wahlniederlage« vom 24. Mai sollte die CDU auch über eine Abberufung Diepgens vom Amt des Senatschefs diskutieren, deutete Wruck an: »Die Partei muß und kann über alles diskutieren.« Eine »Bestandsgarantie«, so Wruck weiter, »hat niemand in der Politik, auch Herr Diepgen nicht«.

Auf seine Abwahl reagierte der Abgeordnete gelassen. Obwohl Diepgen und Fraktionschef Klaus Landowsky sich »sehr intensiv« darum bemüht hätten, sei das Abstimmungsergebnis »etwas dürftig«. Das Abgeordnetenmandat und das Amt als Vizevorsitzender der CDU Wilmersdorf will Wruck behalten.

Am 3. Juni hatte er Diepgen öffentlich als »Lusche« bezeichnet und damit offenbar den letzten Auslöser für seine Abwahl geliefert. Zuvor war ihm vorgeworfen worden, er habe den brandenburgischen Ministerpräsidenten Manfred Stolpe anläßlich der Unterzeichnung des Medienstaatsvertrags im Rathaus Schöneberg mit dem Ruf »Stasi raus!« empfangen. Kritik von allen Seiten zog sich Wruck zu, als er im September 1991 die ehemalige AL-Abgeordnete Hilde Schramm als »Brut von Naziverbrechern« beschimpfte. hmt