INTERVIEW
: "Politik wie immer!"

■ CDU-Sprecher zur 14-Mio.-Entscheidung (s. o.)

Jörg Kastendiek ist der kulturpolitische Sprecher der oppositionellen CDU-Fraktion.

taz: Die CDU hat gegen die von der Senatorin geplante Verwendung der 14 zusätzlichen Millionen gestimmt. Warum?

Jörg Kastendiek: Weil da ein falscher Weg beschritten wird und kein ausgewogenes Verhältnis zwischen Breiten- und Spitzenkultur zu erkennen ist.

Zuviel Breite oder Spitze?

In der Spitze wird der Bedarf nicht anerkannt: die Theater GmbH, das Focke-Museum...

Sie wären für sichere Grundfinanzierung gewesen.

Genau. Damit man mit den 14 Millionen Defizite kompensiert hätte und dann 1994, wenns enger wird, Luft hätte. Man hat grundsätzlich eine verkehrte Richtung eingeschritten.

Was ist falsch und richtig?

Richtig wäre, die Aufgaben der Kulturpolitik zu akzeptieren. Man kann nicht immer Mittelmäßigkeit kritisieren, ohne die Voraussetzungen in den Einrichtungen zu schaffen.

Nun ist die grüne Senatorin angetreten, um das Erbe der SPD- Kulturpolitik umzukrempeln. Das müßten Sie doch teilen.

Tatsächlich bewegt sich das ähnlich, wie alles bisher auch war. Man fördert Projekte mit interessantem Anspruch, aber am Ende ist alles weg. Verpuffungseffekt. Sinnvoller wären Projekte, die sich in den bestehenden Rahmen einordnen.

Ist es nicht das Wesen der Kultur, auch neu und überraschend zu wirken, gerade jenseits der eingefahrenen Muster?

Auch in Bürgerhäusern kann doch mal was Neues passieren!

Sie sprechen sich gegen geschlechtsspezifische oder sonstige einseitige Ausrichtungen aus. Ist das nicht ziemlich altmodisch?

Sowas sind closed shops, unabhängig von den schon bestehenden, selbst schlecht ausgestatteten Einrichtungen. Kultur muß aber offen sein. Sonst geht es doch nur darum, sich selbst zu befriedigen und zu stimulieren, und Defizite für spätere Zeit vorzuprogrammieren. Fragen: S.P.