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KOMMENTARBlutzoll

■ In Berg-Karabach wird vor der Friedenskonferenz um jeden Fleck Land gerungen

Blutzoll In Berg-Karabach wird vor der Friedenskonferenz um jeden Fleck Land gerungen

Seit Tagen ist in Nagorny-Karabach eine aserbaidschanische Offensive im Gange. Die von den Armeniern im Zuge der letzten Monate eroberten Gebiete sollen zurückgewonnen werden. Der Mai war begleitet gewesen von militärischen Siegen der Armenier, die durch die Eroberung der aserbaidschanischen Stadt Latschin einen Landkorridor zwischen Armenien und der Enklave Karabach eröffneten. In den vergangen Tagen wurden militärische Siege der Aserbaidschaner gemeldet. Aserbaidschaner wie Armenier wissen, daß der Konflikt um Nagorny-Karabach militärisch nicht zu lösen ist. Daher dient das widerwärtige militärische Treiben auch nur dem einen Zweck: möglichst viel Land zu gewinnen bis zur internationalen Friedenskonferenz am 23. Juni, um gegebenenfalls dort mit einem Waffenstillstand einen Status quo festzuschreiben, den dann UN-Friedensbeobachter überwachen können.

Diese Strategiepläne in Baku und Eriwan bezahlen die kaukasischen Völker mit Blut. Den Politikern reicht es nicht aus, daß der ethnische Konflikt seit 1988 dazu führte, daß Hunderttausende Menschen aus Armenien und Aserbaidschan vertrieben wurden. Auch um den letzten Landstrich — Nagorny-Karabach ist etwas größer als das Saarland — wird militärisch gerungen.

Beide Seiten fühlen sich im Recht. Die Armenier argumentieren, daß mehrheitlich Armenier in Nagorny-Karabach leben. Sie hätten nur das ihnen zustehende Recht auf Selbstbestimmung in Anspruch genommen und eine Republik ausgerufen. Die Aserbaidschaner wiederum verweisen auf die KSZE-Schlußakte, auf die Unverletzlichkeit der Grenzen.

Noch ist der Konflikt regional begrenzt. Noch herrscht kein offener Krieg zwischen Armenien und Aserbaidschan. Doch sollten die nationalistischen Kriegstreiber in beiden Ländern die Oberhand gewinnen, kann das kleine Nagorny-Karabach zum Auslöser eines Krieges werden, der alle Hoffnungen der Kaukasier auf Frieden und Wohlstand zunichte machen wird. Ömer Erzeren, Istanbul

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