Die Besten der Insel

■ Die Schotten schlugen die Gussen ohne Grund mit 3:0, demütigten England und retteten die Deutschen

Norrköping (dpa/taz) — In der Villa Fridhem brannte Donnerstag nacht die Luft wie zuvor der gussische Strafraum. Das schottische Team feierte in seinem Quartier bei Norrköping mit einer Riesenparty den 3:0-Erfolg über die bemitleidenswerte GUS. Nur kurz mußten die Spieler am Morgen die Fete unterbrechen, um den Heimflug anzutreten. Zu Hause jedoch kann sich die Mannschaft von Teammanager Andy Roxburgh trotz des Ausscheidens aus der Fußball-Europameisterschaft in Schweden auf einen volksfestartigen Empfang gefaßt machen.

Roxburgh fühlte sich ohnehin wie ein ungekrönter König. „Noch nie in meiner Amtszeit habe ich meine Mannschaft so gut spielen sehen“, meinte der seit 1986 tätige Nationaltrainer. „Ich bin stolz auf meine Jungs.“ Der 48jährige lachte all jene aus, die seiner Elf nach dem frühzeitigen Turnier- Aus unterstellt hatten, sie würde gegen die GUS motivationslos und mit angezogener Handbremse spielen. „Schotten kämpfen immer bis zum Umfallen. Auch wenn es offenbar um gar nichts mehr geht, so geht es immer noch um die Ehre.“ Honorige Worte, doch in Wahrheit freut sich der ehemalige Schuldirektor diebisch, den Kontrahenten eine Lektion erteilt zu haben. „Fast alle haben gedacht, wir sind billige Punktelieferanten.“ Zu Berti Vogts sagte er: „Ich weiß zwar nicht, wovon er spricht, wenn er meint, ich hätte noch etwas offen bei ihm. Wenn es aber der Fall sein sollte, so ist die Rechnung jetzt beglichen.“ Der Teammanager konnte Tränen der Rührung nicht verbergen, als sich die knapp 5.000 sangesfreudigen schottischen Fans im Stadion von ihrem Team verabschiedeten. „Scotland the brave“ und „Nehmt Abschied Brüder“ hallte es unter Dudelsack-Klängen noch lange nach Spielschluß durch den Idrottspark. Kapitän Richard Gough über die Fans: „Ich kann nicht verstehen, daß bei Ausschreitungen von britischen Rowdies gesprochen wird. Das sind Engländer, die mit unseren Fans nicht zu vergleichen sind.“

Mehr noch als der glanzvolle Abschied freut die Schotten, daß sie dem Erzrivalen England den Schneid abgekauft haben. Die Rivalität zwischen beiden Verbänden ist enorm. Gewinnt Schottland ein Länderspiel gegen den südlichen Nachbarn, wird die Elf als Weltmeister gefeiert. Mittelfeldspieler Stuart McStay meinte genüßlich: „Wir haben einen Sieg errungen und sind Gruppendritter. Die Engländer haben gar nichts gewonnen und sind Letzter. Das sagt alles.“ Verteidiger Maurice Malpas, der in der letzten Begegnung verletzt auf der Bank saß, triumphierte: „Wir sind die beste Mannschaft auf der Insel. Man hat wieder Respekt vor uns.“

Dem Stolz der Schotten diametral entgegengesetzt ist das Leid der Gussen. Ins Halbfinale sollten sie kommen, so Trainer Byschowetz. Und er gab die Taktik aus: zwei Unentschieden gegen Holland und Deutschland, dann die Schotten mächtig einsacken, und schon ist es vollbracht. Nur leider wurde die Rechnung ohne die eigenwilligen Schotten gemacht, die in erster Garnitur und ausgerüstet mit einem unglaublichen Siegeswillen antraten. Arme Gussen! Nichts konnten sie ahnen von solcherlei inselinternen Eifersüchteleien, völlig überrascht begegneten sie dem schottischen Feuerwerk. Als Gruppenletzter mußte die Mannschaft heimfahren, deren Spieler sich hier so nachhaltig empfehlen wollten. Arme Gussen.

GUS: Charin (Armeeklub Moskau) — Tschernyschow (Spartak Moskau) — Tschadadse (Spartak Moskau), Oleg Kusnezow (Glasgow Rangers) — Kantschelskis (Manchester United), Dobrowolski (Servette Genf), Michailitschenko (Glasgow Rangers), Alejnikow (FC Lecce — 46. Dimitri Kusnezow/Espanol Barcelona), Onopko (Spartak Moskau) — Kirjakow (Dynamo Moskau — 46. Kornejew/Espanol Barcelona), Juran (Benfica Lissabon).

Zuschauer: 14.660

Tore: 1:0 McStay (7.), 2:0 McClair (17.), 3:0 McAllister (84./Foulelfmeter).

Schottland: Goram (Glasgow Rangers) — McKimmie (Aberdeen), Gough (Glasgow Rangers), McPherson (Heart of Midlothian), Boyd (Celtic Glasgow) — McAllister (Leeds United), McCall (Glasgow Rangers), McStay (Celtic Glasgow), McClair (Manchester United) — McCoist (Glasgow Rangers — 66. McInally/Dundee United), Galacher (Coventry City — 77. Nevin/FC Everton).