Kambodscha-Konferenz ohne die Roten Khmer

Tokio (afp) — Die Roten Khmer („Khmers rouges“) wollen die für heute in Tokio anberaumte internationale Konferenz über den Wiederaufbau Kambodschas nun doch boykottieren. Dies erklärte der nominelle Führer der Roten Khmer, Khieu Samphan, im Anschluß an ein Treffen mit den Vertretern der übrigen drei Bürgerkriegsfraktionen in Tokio. Die drei anderen Fraktionen sind ebenso wie die Khmer im Obersten Nationalrat von Kambodscha (SNC) vertreten. Zwar nahmen drei Vertreter der Roten Khmer am Samstag an einem Vorbereitungstreffen der Konferenz teil. Zuvor hatten die Roten Khmer jedoch angekündigt, sie wollten die Tokio-Konferenz von 32 Staaten und zwölf internationalen Organisationen boykottieren. Dennoch traf Khieu am Samstag abend mit dem Militärchef der Roten Khmer, Son Sen, in Tokio ein. „Vielleicht ändern sie ihre Haltung noch einmal“, sagte Penn Thol vom SNC-Sekretariat, der an der Besprechung am Sonntag teilgenommen hatte. Die zweitägige Kambodscha-Konferenz, zu der Japan und das UN—Entwicklungsprogramm eingeladen haben, soll sich mit der Koordinierung der internationalen Hilfe für den Wiederaufbau des kriegszerstörten Landes befassen. Vertreter von 32 Ländern, zwölf internationalen Organisationen und der Europäischen Gemeinschaft wollen an dem Treffen teilnehmen. Mit von der Partie sind auch der Chef der UN-Übergangsverwaltung für Kambodscha (UNTAC), Yasushi Akashi, Vertreter der verschiedenen kambodschanischen Fraktionen sowie mehrere Außenminister. Die französische Regierung hatte eine „Mini-Konferenz“ unter Beteiligung der vier kambodschanischen Bürgerkriegsparteien, der fünf ständigen Mitglieder des UN-Sicherheitsrates — USA, Rußland, China, Frankreich und Großbritannien — sowie Japans und Australiens vorgeschlagen. Auch die Roten Khmer riefen am Samstag in Bangkok zu einem derartigen Treffen auf, weil es grundlegende Meinungsverschiedenheiten über die Umsetzung des im Oktober in Paris geschlossenen Friedensabkommens gebe. „Gegenseitige Beschuldigungen werden sicherlich keine Lösung bringen, sondern die Lage eher verschlechtern“, hieß es in einer Erklärung der Roten Khmer in Bangkok. Auch der Vorsitzende des SNC, Prinz Norodom Sihanouk, stimmte dem Vorschlag Frankreichs zu, obwohl das Treffen erst am Wochenende vorbereitet werden konnte. Sihanouk war am Freitag in Tokio eingetroffen.

Die Roten Khmer verweigern derzeit die im UN-Friedensplan für Kambodscha vorgesehene Entwaffnung. Anfang der Woche war es im Norden des Landes zu verlustreichen Kämpfen zwischen den Roten Khmer und Regierungstruppen gekommen. Mit dem Pariser Abkommen war der 13 Jahre andauernde kambodschanische Bürgerkrieg beigelegt und der Weg zu freien Wahlen geebnet worden, die von den Vereinten Nationen überwacht werden sollen. Bei den Bürgerkriegsfraktionen handelt es sich um die Roten Khmer, die von Vietnam unterstützte Regierung unter Ministerpräsident Hun Sen, die Anhänger von Prinz Sihanouk und von Son Sann, dem ehemals von den USA unterstützten Ministerpräsidenten.