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„Reisen für alle“

■ Verein fordert: Behinderte im Urlaub integrieren

Zwölf Millionen Menschen in der Bundesrepublik sind praktisch reiseunfähig. Das erklärte gestern der Verein Blauer Albatros, der am kommenden Wochenende eine Tagung zum Thema „Reisen für alle“ in Bremen veranstaltet. Gestern trat der Verein auf der Landespresse-Konferenz mit den Problemen Behinderter im Urlaub an die Öffentlichkeit.

Betroffen sind nicht nur Schwerbehinderte, sondern auch alte Menschen oder sogar Familien mit kleinen Kindern, erklärte der Vereinsvorsitzende Hermann Munze. „Zwölf Millionen Menschen, die einfach nicht in den Bus kommen. Und die Tourismusbranche hält es offenbar nicht für wichtig, sich um eine Minderheit zu kümmern“, kritisierte Munze.

Beim öffentlichen Personen- Nahverkehr hat ein erstes Umdenken eingesetzt. Doch Niederflurbusse und rollstuhlgerechte Rampen reichen nicht aus. Seit 1989 arbeitet der „Blaue Albatros“ an Möglichkeiten für behindertengerechtes Reisen. Ein hartes Brot: In der gesammten BRD gibt es 16 behindertengerechte Überlandbusse.

Nicht nur die baulichen Mängel vieler Hotels weisen Behinderte zurück, sondern auch die Intoleranz der Hotelbetreiber und der Gäste. Spätestens bei Spastikern hört man ein dezentes „Nein danke“. Die Hoteliers fürchten die Einbußen durch ausbleibende Gäste, wenn das Haus mit Behinderten belegt ist.

Ziel des Vereins ist, hier zu vermitteln und Integration zu schaffen. Noch wenden sich hauptsächlich Gruppen mit ihren Betreuern an den „Blauen Albatros“, die dann im Urlaub wieder unter sich bleiben. Alleine reisen ist für Behinderte nicht nur schwierig, sondern erfordert auch eine Menge Mut. Für Interessenten verfügt der Verein über eine Liste behindertengerechter Unterkünfte. Loretta Ihme

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