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Europa sorgt sich um CSFR

■ Havel fordert Referendum über Zukunft

Prag (ap) — Der tschechoslowakische Präsident Vaclav Havel hat am Sonntag eine Volksabstimmung über die Zukunft des Landes gefordert. Am Samstag hatten sich die Gewinner der Parlamentswahlen von Anfang Juni, der Tscheche Vaclav Klaus und der Slowake Vladimir Meciar, in Preßburg grundsätzlich auf die Auflösung der Tschechoslowakischen Föderativen Republik (CSFR) geeinigt. Die Details sollen bis zum 30. September von den Landesparlamenten in Prag und Preßburg geregelt werden. In seiner wöchentlichen Rundfunkansprache sagte Havel, ein Referendum sei der einzige verfassungsmäßig und moralisch einwandfreie Weg zur Auflösung der Föderation. Eine „wilde Scheidung“, wie er es nannte, berge große Gefahren in sich. Nach der Verfassung kann eigentlich nur eine Drei-Fünftel- Mehrheit im Bundesparlament ohne Volksbefragung die Auflösung der Föderation beschließen. Klaus erklärte auf einer Pressekonferenz zu den Forderungen Havels, er und sein Verhandlungspartner Meciar hätten sich alle Optionen offen gelassen.

Die Entscheidung von Preßburg wurde im übrigen Europa mit Bedauern kommentiert. Der vorsitzführende portugiesische Außenminister Joao de Deus Pinheiro sagte am Rande des Außenministertreffens der Europäischen Gemeinschaft in Luxemburg, eine Aufteilung der CSFR wäre ein großer Fehler und würde die Dinge schwieriger machen. Der deutsche Außenminister Klaus Kinkel bezeichnete die Entwicklung als nicht erfreulich, warnte jedoch vor einer Einmischung und sagte, es gelte, die Dinge abzuwarten. Zu dem Bruch kam es, weil offenbar keine der beiden Seiten bereit war, Abstriche von ihrer Ausgangsposition zu machen. Dies hat Gründe, die weit in die 74jährige Geschichte der Tschechoslowakei zurückgehen. Während der kommunistischen Diktatur nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Volksgruppengegensätze, wie in anderen sozialistischen Ländern auch, übertüncht.

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