KURZPORTRAIT
: Ein militanter Pragmatiker

■ Jizchak Rabin gehört zu den Falken in der Arbeiterpartei

Jizchak Rabin gilt innerhalb der Arbeiterpartei als „Rechter“, der aber dennoch bereit ist, territoriale Kompromisse in den besetzten Gebieten einzugehen. Mit ihm an der Spitze hofft die Partei, Stammwähler zu halten sowie Stimmen vom unzufriedenen Rand der Likud-Wähler und unter den Neueinwanderern aus der ehemaligen Sowjetunion zu gewinnen. Angeblich favorisiert er eine gemeinsame Koalition mit dem linksliberalen Merez-Block und orthodox- religiösen Parteien.

Der Siebzigjährige wurde in Jerusalem geboren und hat eine lange, erfolgreiche Militärlaufbahn hinter sich. Er diente bereits im Palmach, der mobilen Kampftruppe der Hagana und Vorläuferin der israelischen Armee. Von 1941 bis 1968 war er Befehlshaber des israelischen Militärs. Während des Sechstagekrieges im Jahr 1967 hatte er den Rang des Stabschefs inne. Nach seiner Entlassung aus dem Militärdienst wechselte er in die Politik. Er wurde israelischer Botschafter in Washington, wo er die Fäden beim Aufbau der militärischen und politischen Beziehungen zwischen den USA und Israel zog. 1974 wurde er Ministerpräsident. In der „nationalen Einheitsregierung“ unter der Führung des Likud war er ab 1984 Verteidigungsminister. Als solcher war er verantwortlich für die israelische „Politik der eisernen Faust“ in den besetzten Gebieten. Einer Politik, die darauf setzte, die palästinensische Intifada mit allen Mitteln zu zerschlagen.

Heute stellt sich Rabin als kompromißbereiter Pragmatiker dar, der bereit ist, „territoriale Kompromisse“ einzugehen, „solange sie die Sicherheit Israels nicht gefährden“. Gegenüber der US-Regierung erklärte er sich bereit, weitere „politische Siedlungen“ in den besetzten Gebieten zu stoppen, um — wie er selbst sagt — von den Amerikanern Geld für die wirtschaftliche Entwicklung Israels und die Eingliederung der Neueinwanderer zu bekommen. In Zusammenhang mit den 25-Jahr-Feiern zur „Wiedervereinigung Jerusalems“ erklärte er: „Ich bin bereit, Gefühle und Territorien zu opfern sowie auf 1,7 Millonen Araber (der besetzten Gebiete) zu verzichten, wenn wir damit den Frieden gewinnen.“ Amos Wollin