Uni und Museum unter einem Dach

■ Gemeinsam mit dem Deutschen Historischen Museum will sich die Humboldt-Uni in der Friedrich-Engels-Kaserne einquartieren/ Streit um Eigentumsverhältnisse zwischen Bund und Berlin

Mitte. Beim Streit um die Friedrich- Engels-Kaserne am Kupfergraben zeichnet sich eine neue überraschende Koalition ab. Der Leiter des Deutschen Historischen Museums (DHM), Christoph Stölzl, sagte während einer Diskussionsveranstaltung an der HUB, er könne sich in der Kaserne ein gemeinsames »Wissenschaftsquartier« von Humboldt- Universität, dem Historischen Museum und den Museen des Preußischen Kulturbesitzes vorstellen. Auch Bundeskanzler Helmut Kohl wolle die Kaserne kulturell nutzen. Der Kanzler habe ihm gesagt, in der Stadtmitte könne »gar nicht genug Kultur sichtbar sein«, so Stölzl, der für seinen kurzen Draht zu Kohl bekannt ist.

Damit haben sich die Gewichte unter den streitenden Parteien verschoben. Bislang rangelten der Bund und Berlin um die Kaserne, die 1990 von der DDR-Regierung der Humboldt-Universität geschenkt worden war. Der Bund hatte aber seinerseits Anspruch auf das weitläufige Gebäude gegenüber der Museumsinsel erhoben. Das Berliner Abgeordnetenhaus hat inzwischen Kampfeswillen dagegen betont. Der Wissenschaftsausschuß nahm einen Antrag von Bündnis 90/Grüne an, die Kaserne mit »höchster Priorität« einzufordern.

Die sich neu bildende Koalition scheint nun zu heißen: Bundesfinanzministerium gegen Kanzleramt, und hinter Kohls breiten Schultern wollen die Humboldt-Universität, das Deutsche Historische Museum und die Stiftung Preußischer Kulturbesitz ein gemeinsames Nutzungskonzept entwerfen. Die Kaserne, in der Friedrich Engels als Bombardier Dienst tat, bietet eine Nutzfläche von 29.000 Quadratmetern. Davon möchte die Humboldt-Universität möglichst viel für sich beanspruchen. Christoph Stölzl wiederum braucht für sein Historisches Museum lediglich 8.000 Quadratmeter. Eine gemeinsame Nutzung schien den Diskutanten im Kinosaal der HUB aber vor allem wegen der »verwandten Wissensgebiete« sinnvoll. Aus dem Zeughaus will das Deutsche Historische Museum die grafische Sammlung und ihre Bibliothek auslagern. Diese Studiensammlung »sollte für die Forschung nutzbar gemacht werden«, meinte Stölzl. Denkbar wären die kleinen geisteswissenschaftlichen Fächer, vor allem aber die Kunstgeschichte. Hilde Schramm von den Berliner Grünen sagte, das »Konzept kann schön werden«. Voraussetzung sei aber, daß die Humboldt-Universität ihrem Bedarf entsprechend »da rein kann« und nicht Bittsteller der Museen werde.

Der Kanzler der Humboldt-Universität, Rainer Neumann, schilderte auf eine Frage des studentischen Moderators Jens Schley hin die katastrophale Raumsituation der HUB. Auf 70 Prozent ihrer Gebäude seien Restitutionsansprüche gestellt worden. Wegen der neu anzuwendenden (westlichen) Schlüsselwerte für den Raumbedarf pro StudentIn und pro Professor zeichne sich für die HUB ein Defizit von 50.000 Quadratmetern ab. Neumann sagte, es gebe für die HUB keine Alternative zur Kaserne. Sie sei ihr »natürlicher Entwicklungsraum«. cif