Kosovo-Parlament tagt im „Untergrund“

■ Serbische Polizisten verhindern konstituierende Sitzung des Parlamentes der Kosovo-Albaner/ Erneutes Blutbad in Sarajevo

Belgrad/Zagreb (dpa/afp) — Serbische Sonderpolizei hat am Dienstag die erste Sitzung des neugewählten albanischen Kosovo-Parlaments in der südjugoslawischen Provinz verhindert. Das berichtete der albanische Dachverband Demokratischer Bund Kosovos in der Provinzhauptstadt Pristina. Danach hatten die serbischen Polizeikräfte die islamische Schule abgeschirmt, in der die konstituierende Sitzung stattfinden sollte.

Einige albanische Polizisten, die zum Schutz der Parlamentarier aufgestellt worden waren, wurden von ihren serbischen „Kollegen“ ebenso verhaftet wie der Schuldirektor. Die albanischen Abgeordneten wollten noch am selben Tag an einem geheimen Ort zusammenkommen. Die Albaner wollten mit dieser Parlamentssitzung ihren eigenen, von Serbien unabhängigen Staat gründen. Belgrad hatte die zu 90 Prozent von Albanern bewohnte, ehemalige „Autonome Provinz“ vor drei Jahren gewaltsam gleichgeschaltet.

Die Regierungsbildung in der nur noch aus Serbien und Montenegro bestehenden „Föderativen Jugoslawischen Republik“ gestaltet sich schwieriger als erwartet. Da beide Teilrepubliken das Amt des Ministerpräsidenten beanspruchen, ist es dem jugoslawischen Präsidenten Dobrica Cosic nicht gelungen, innerhalb der von der Verfassung vorgeschriebenen Frist von sieben Tagen nach seiner Wahl, einen Kandidaten für diese Position zu benennen. Als mögliche Bewerber sind der serbischstämmige US-Milliardär Milan Panic, der montenegrinische Präsident Momir Bulatovic und der montenegrinische Ministerpräsident Milo Djukanovic im Gespräch. — Die kroatische Regierung hat am Dienstag nachdrücklich einen internationalen Militäreinsatz zur Beendigung des Bürgerkrieges im ehemaligen Jugoslawien gefordert. Die fortgesetzte Aggression Serbiens gegen Kroatien und Bosnien-Herzegowina „kann und muß“ durch eine entschlossene militärische Intervention der internationalen Gemeinschaft beendet werden, heißt es in einer Erklärung der kroatischen Regierung. Außerdem verurteilte die Zagreber Führung, daß die Bombardements mehrerer kroatischer Städte an Stärke zugenommen hätten. Nach Angaben der kroatischen Medien wurden die Gegenden von Dubrovnik, Sibenik und Banija in der Nacht zum Dienstag mit schwerer Artillerie beschossen.

Mit gegenseitigen Schuldzuweisungen reagierten Serben und Moslems auf das Blutbad, bei dem am Montag nachmittag in Sarajevo acht Menschen getötet und 80 weitere verletzt worden waren. Während die Moslems die Serben für das Blutbad verantwortlich machten, behaupteten die Serben, die Moslems hätten das Verbrechen selbst verübt. „Die Moslems mißbrauchen die Zivilisten, um eine ausländische Intervention zu erzwingen“, sagte Serben- Führerin Biljana Plavsic in Sarajevo. Schon vor vier Wochen waren bei einem ähnlichen Angriff über 20 Menschen getötet worden.

US-Flugzeuge sollen Sanktionen überwachen

Paris (ap) — Die USA wollen prüfen, ob die von den Vereinten Nationen gegen Serbien verhängten Sanktionen auch eingehalten werden. Aus diesem Grund prüft die Regierung Frankreichs ein Ersuchen, amerikanischen Beobachtungsflugzeugen vom Typ U-2 das Überflugrecht bei Einsätzen zur Überwachung Jugoslawiens zu gewähren.