Erfolg für Hausbesetzer

■ Grünenstraße 18 kann bleiben / Nachbargrundstück wird an eine Genossenschaft verkauft

Wenn es nach Bremens Finanzsenator Volker Kröning (SPD) geht, können die BesetzerInnen des Hauses Grünenstraße 18 jetzt den Nato-Draht wieder aufrollen und die Fensterverschläge lockern. Vor dem Beirat Neustadt erläuterte Kröning am Mittwoch abend ein weitreichendes Friedensangebot an die Besetzer, das noch in der nächsten Woche vom Senat verabschiedet werden soll. Mit im Paket: Ein Vertrag mit der Genossenschaft „Anders Wohnen“ für das derzeit unbebaute Nachbargrundstück Grünenstraße 15-17.

Für das besetzte Haus wird zwischen dem Verein „Come together“, in dem sich die Besetzer organisiert haben, und der Bremischen Gesellschaft als Verwalterin der stadteigenen Immobilie ein Mietvertrg abgeschlossen. Der Verein hatte Ende Mai durch die Planungswerkstatt Vorschläge gemacht, wie das Haus so saniert werden kann, daß die Stadt nichts zubezahlen muß. Darin ist vorgesehen, für etwa 270.000 Mark Sanierungskosten Wohnraum für 12 Leute zu schaffen. Etwa 100.000 Mark Arbeitsstunden-Kosten sollen durch 10 ABM und BSHG-19-Verträge finanziert werden. Die restlichen 170.000 Mark soll die Bremische als Kredit für Baukosten vorstrecken, die dann über die Monatsmiete (1.500 Mark kalt) wieder abgestottert werden können.

Der für die Besetzer einschneidenste Punkt: Es dürfen künftig keine öffentlichen Veranstaltungen mehr in dem Haus stattfinden. „Wir werden die als Musikraum genutzte Garage schallisolieren“, erklärte Dieter Sudbrink von der Planungswerkstatt. Das Garagentor, bislang öffentlicher Zugang, wird dicht gemacht. Wenn die Stellen bewilligt sind, so schätzt Sudbrink, wird das Haus in etwa einem Jahr saniert werden können.

Außerdem wird die Genossenschaft „Anders Wohnen“ in unmittelbarer Nachbarschaft der Grünenstraße 18 ihr Wohnprojekt für gut 40 Menschen umsetzen können. Dazu wird ihr das Grundstück für knapp 500.000 Mark verkauft. Dort sollen 22 Wohnungen, teils frei finanziert, teils gefördert, entstehen.

„Die für die Genehmigung der Pläne zuständigen Ämter haben ihre Zusage gemacht“, sagte Kröning. Wenn der Senat am Dienstag zustimmt, sollen die Verträge nach den Sommerferien unterschriftsreif ausformuliert sein. Der Beirat Neustadt hat den Plänen mit den elf Stimmen der Ampel-Fraktionen seinen Segen bereits gegeben.

Düster sieht es derzeit für das benachbarte Tuntenhaus aus. Nachdem die Verhandlungen mit dem Eigentümer gescheitert sind, berichteten die schwulen Besetzer gestern von Personenüberprüfungen ihrer Gäste. Der Staatsrat für Soziales, Hans- Christoph Hoppensack, sagte den Besetzern Unterstützung zu, wenn sie das Haus 19-21 räumen. Die Besetzer wiederum diskutieren derzeit ein Kaufmodell mit dem homosexuellen Verein Lambda als Träger. Markus Daschner