Keine Dänen mehr im Billigsortiment

■ Hausse an der dänischen Spielerbörse: Mit dem Einzug ins EM-Finale explodierte der Marktwert

Stockholm (taz) — Die Europameisterschaft ist nicht nur Show und Unterhaltung, sondern auch, vielleicht in diesem Jahr besonders, eine Ausstellungsmesse. Fußballhändler aus aller Welt begutachten die Ware, und diese, die Spieler, zeigen, was sie können — und was sie wert sind. Wenn eine Mannschaft es besonders gut gemacht hat in Schweden, dann die dänische. Nicht nur daß, sondern wie sie ins Finale gekommen ist: Sieg gegen Frankreich und Holland, Unentschieden gegen England. Eine von Spiel zu Spiel veränderte Taktik, kreativer, lebendiger Fußball. Etwas, was einiges über die Fähigkeiten des Trainers Richard Möller Nielsen aussagt — und viel über die Spieler, die sich so schnell taktisch umstellen können.

Sie haben sich gut verkauft, die Dänen. Benny Nielsen, früherer Fußballstar, jetzt Inhaber der Spielerhandelsfirma „Europlayer“: „Die dänischen Spieler, die schon bisher im Ausland gespielt haben, sind sicher ganz gewaltig im Handelswert gestiegen. Vor allem Brian Laudrup, Flemming Povlsen und Peter Schmeichel. Auch die, die noch bei einheimischen Klubs spielen: Bei ihnen ist nur das Problem, daß die ausländischen Vereine nicht so viel zahlen wollen. Sie wissen, daß in unserer Superliga, der höchsten Klasse, nicht mehr als 2.000 bis 5.000 ZuschauerInnen kommen — die dänischen Klubs ihnen also nicht viel bieten können.“

Torwart und Elfmeterkiller Peter Schmeichel ist der Spieler, dessen Marktwert am steilsten in die Höhe geschossen ist. Benny Nielsen: „Er ist jetzt 40 Millionen Kronen (zirka zehn Millionen DM) wert.“ Erst vor einem Jahr hatte Manchester United ihn gekauft. Für gerade sieben Millionen Kronen. „Heute wird er“, so Nielsen, „auf der Spielerbörse als einer der weltbesten Torleute gehandelt. Er war deutlich der große Anker der extrem kurzfristig zusammengestoppelten Mannschaft und seine Ausstrahlung und Sicherheit hat ganz wesentlich den dänischen Erfolg gesichert. Er ist Gold wert für ein Team.“ Für Henrik Larsen, den dreifachen Torschützen, der zur Zeit beim italienischen Zweitligaklub Pisa spielt, sollen sich schon englische und Bundesligaklubs heftig interessieren. Pisa hat seinen Marktwert schnell hochgesetzt — 15 bis 20 Millionen Kronen will man für den einstigen Billigkauf haben. Und selbst der 30jährige John Sivebaek, bislang bei Monaco, wo er — vor der EM — keinen neuen Vertrag bekam und deshalb ohne Ablöse frei ist, darf noch einmal auf das große Geld hoffen.

Die Hälfte des Geldes übrigens, das der dänische Fußballverband für die EM-Teilnahme bekommt, wird an Bürgerkriegsopfer ins frühere Jugoslawien gehen, dessen EM-Ausschluß erst Dänemark als Reservemannschaft ins Endspiel brachte. Reinhard Wolff