Kunterbunt

■ Der Architekt Sir James Stirling, der Erfinder der hängenden Säule, ist am Donnerstag gestorben

Nur zwölf Tage nach seiner Adelung durch die Queen ist am Donnerstag der berühmte englische Architekt Sir James Stirling gestorben. Nach Informationen aus London erlitt Stirling, der 66 Jahre alt wurde, nach einer „an sich harmlosen“ Operation einen Herzinfarkt.

Der 1926 in Glasgow geborene Engländer wuchs in Liverpool auf, wo er später auch Kunst- und Architektur studierte. Sehr bald ging er nach London, später lebte und arbeitete er viel im Ausland. Sein Kollege und Schüler Sir Richard Rogers hat den führenden Vertreter der Postmoderne einmal als Ekzentriker, Innovator und größten internationalen Architekten der vergangenen 25 Jahre beschrieben.

Trotz der Anerkennung, die er später fand, wurde Stirling für seine frühen Arbeiten wie ein Ingenieursgebäude für die Leicester University und Hochschulgebäude in Cambridge und Oxford hart angegriffen. Sein größtes Gebäude in Großbritannien, ein Wohnkomplex in Runcorn in der Nähe von Liverpool, mußte wegen der Proteste zerstört werden. Eine Bücherei für Geschichtswissenschaften in Cambridge stellte sich als undicht heraus. Zu den letzten Arbeiten Stirlings vor seinem Tod gehört ein L-förmiger Anbau für die Londoner Tate Gallery, in dem eine Sammlung von Werken William Turners untergebracht ist. Die Stuttgarter Neue Staatsgalerie mit ihrer Kombination aus High-Tech- Design, pinkfarbenen und blauen Geländern im Kontrast zu blasser Sandsteinfassade, leuchtend-grüner Eingangshalle und großzügigem Innenhof mit hängenden Säulen galt unter vielen zeitgenössischen Architekten als das beste Museumsgebäude der 80er Jahre. In Berlin gestaltete Stirling die Ruine des ehemaligen Reichsversicherungsamtes am Landwehrkanal durch Renovierung und Anbauten zu einem kunterbunten Wissenschaftszentrum um. Für die Expo '92 in Sevilla entwarf er ein Hotel- und ein Bürogebäude. Thierry Chervel