„Haufenweise Intrigen“ bei der FLughafen AG

■ Frankfurter Flughafen-Aufsichtsrat wählt neuen Chef/ Bonn gegen Wiesbaden — SPD/Grüne gegen CDU/CSU/FDP

Frankfurt (taz) — Im Aufsichtsrat der Frankfurter Flughafen Aktiengesellschaft (FAG) wurde gestern mit harten Bandagen gekämpft: Die Anteilseigner des größten Arbeitgebers in Hessen und des größten kontinentalen Airports — der Bund, das Land Hessen und die Stadt Frankfurt/Main — stritten sich um die Besetzung der „Pool-Position“ im Vorstand der Gesellschaft. Dem über das angebliche Millionenloch beim Bau des Terminals Ost gestolperten Vorstandsvorsitzenden Horstmar Stauber soll heute der Geschäftsführer der Schenker-Rhenus-Gruppe, Wilhelm Bender, nachfolgen — so will es die hessische Landesregierung.

Doch seit den Kommunal- und Landtagswahlen geht es im Aufsichtsrat der FAG vornehmlich um Politik. Seit SPD und Grüne in Frankfurt/Main und Wiesbaden regieren findet hinter den Kulissen ein „Hauen und Stechen“ statt. Während man an der Basis der Grünen in den von Fluglärm und Abgasen gebeutelten Landkreisen Groß-Gerau und Offenbach bislang glaubte, daß die Aufsichtsratsmitglieder Dany Cohn-Bendit (Frankfurt) und Joschka Fischer (Land Hessen) bei der FAG „nur Schnittchen essen“ würden, geißeln die Vertreter der CDU/CSU/FDP-Bundesregierung den „blinden Aktionismus“ der Kommunal- und Landespolitiker.

Daß die Roten und Grünen in Hessen schon am Tag nach der Rücktrittserklärung von Stauber den Kandidaten Bender aus dem Hut zauberten, hat den Staatssekretär im Bonner Verkehrsministerium Wilhelm Knittel in Rage gebracht. Selbstherrlich, so Knittel, habe sich die hessische Landesregierung über Absprachen im Aufsichtsrat hinweggesetzt, wonach ein „Head-Hunter“ den besten Mann für den Schleudersitz im FAG- Cockpit suchen sollte. Im Fadenkreuz der Bonner steht jetzt die amtierende Aufsichtsratsvorsitzende und hessische Finanzministerin Anette Fugmann-Heesing (SPD). Das „Nesthäkchen“ im Kabinett Eichel hatte dem Bundesverkehrsministerium lediglich telefonisch mitgeteilt, daß der Nachfolger von Stauber bereits gefunden sei — eine Verfahrensweise, gegen die sich Knittel schon am Mittwoch „verwahrte“. Anfang des Jahres hatte sie sich in Bonn mehr als unbeliebt gemacht, als sie — nach einer kämpferischen Aufsichtsratssitzung — triumphierend verkündete, daß der vom FAG-Vorstand mit Bonner Rückendeckung geplante Ausweichflughafen Wiesbaden-Erbenheim „gestorben“ sei.

Gegenüber der taz sprach der Staatssekretär in der hessischen Staatskanzlei, Erich Stather, von einem „Haufen von Intrigen“. Ob sich die Landesregierung gestern — nach Redaktionsschluß — mit ihrem Vorschlag hat durchsetzen können, hängt wesentlich davon ab, auf welche Seite sich die Personalvertreter im paritätisch besetzten Aufsichtsrat schlagen. Weil Dany Cohn-Bendit mit dem Wohnmobil durch Frankreich kurvt und auch Fugmann-Heesing im Urlaub weilt, wollte Regierungssprecher Stather keine Prognose abgeben: „Der Personalrat hat unsere Entscheidung gebilligt, und Hans Eichel hat mit Verkehrsminister Krause telefoniert. Immerhin brauchen wir eine Zweidrittelmehrheit.“ Kpk