Ohne Tunnel nicht zu retten

■ Gewoba legt Sanierungspläne für den kaputten Stadtteil Hemelingen vor

Für die Wirtschafspolitiker ist der Stadtteil seit Jahrzehnten Bremens Gewerbeansiedlungsfläche Nummer eins. Verkehrspolitisch ist in all dieser Zeit so gut wie nichts geschehen. Das Ergebnis: Der Stadtteil Hemelingen steht vor dem Ruin. Das ist die Klartextübersetzung einer Studie, die die Gewoba im Auftrag des Bremer Senats über den strapaziertesten Bremer Stadtteil erstellt hat und die jetzt Grundlage von gewaltigen Sanierungsanstrengungen werden soll.

Über weite Strecken liest sich die Gewoba-Untersuchung wie eine verspätete Radikalkritik an bremischer Stadtentwicklungspolitik. „Ausgelöst durch die Auswirkungen der übergeordneten Verkehrsplanungen der 70er Jahre und damit der Zerstörung zusammenhängender Stadtstrukturen wurde eine ungeordnete städtebauliche Entwicklung eingeleitet, die durch die enge Nachbarschaft unstrukturierter Gewerbeansiedlungen zu Wohnbereichen verstärkt wird“, heißt es zum Beispiel. Die Folge: „Nach seiner vorhandenen Bebauung oder seiner sonstigen Beschaffenheit entspricht das Untersuchungsgebiet nicht den allgemeinen Anforderungen an gesunde Wohn- und Arbeitsverhältnisse.“

An allererster Stelle steht für die Gewoba die Lösung der Verkehrsproblematik. Und das alte Hemelinger Zauberwort, mit dem seit einem Jahrzent die Anwohner auf die Barrikaden getrieben werden, ist auch das neue: Eine „wohnstraßenfreie Verbindung“ soll den Verkehr bündeln. „Eine solche Verbindung stellt die einzige Lösung der Verkehrsprobleme dar“, heißt es in der Studie.

Am Hemelinger Autobahnzubringer, Höhe Allerhafen, sollen zwei Röhren durch den Boden getrieben und an der Sebaldsbrücker Heerstraße Höhe Sebaldcenter wieder herauskommen. Dafür müßte das Abschreibungsobjekt „Sebaldcenter“ abgerissen und das hochverseuchte Grundstück der Firma Molan angekauft und saniert werden.

Erst wenn der Verkehr von der Autobahn zu den Betrieben über diese Trasse rollt, kann es mit der Sanierung so richtig losgehen. Dann soll dort, wo die AnwohnerInnen am meisten klagen, an der Schlengstraße und am Brüggeweg die „neue Mitte Hemelingen“ entstehen. Die Nähe des Stadtteils zur Weser soll durch eine zweite Brücke über den Autobahnzubringer und durch eine Neuordnung des wildwuchernden Industriegebietes am Hemelinger Hafen wieder erlebbar werden. Der ÖPNV soll durch Verlängerung der Linie 10 nach Arbergen und der Linie 3 bis Mahndorf verbessert werden. Bei der Funkschneise soll der Hemelinger Bahnhof neugeschaffen werden, damit die in Hemelingen arbeitenden Pendler eine attraktive Alternative zum Auto bekommen.

Über die Kosten und den Zeitrahmen schweigt sich die Untersuchung aus. Klar ist aber: Selbst wenn die Bürgerschaft die von der Gewoba vorgelgten Sanierungspläne so beschließt, wird es noch mindestens ein Jahzehnt dauern, bis die Hemelinger tatsächlich in einem attraktiven Stadtteil leben. hbk