Der HipHop und sein Dackel

■ »Boogie Down Productions« und »Fu-Schnickens« spielen im Huxleys

Als ich Ghetto Music rausbrachte, wollte kein DJ die Platte spielen, weil sie dachten, die Beats taugten nichts. Sie kapieren's einfach nicht. Ich werde immer hier sein. Sie kapieren's nicht, ich bin Rap. Ich sag's gern noch mal. Ich bin Rap. Wo ich hingehe, geht Rap hin. Rap ist wie mein Hund. Wo ich hingehe, nehme ich meinen kleinen Hund mit.« Der Mann hat recht. KRS-One, der dies in 'Spex‘ zum besten gab, ist die Seele von Boogie Down Productions, dem momentan angesagtesten HipHop-Projekt. Der mit den innovativsten Beats, jedesmal härter, jedesmal groovender. Doch was ihn wirklich zum Star macht, ist die Tatsache, daß er all die Widersprüche im HipHop personalisiert und dadurch katalysiert. Er ist eine Art geläuterter Gangster, der sich zum Aufklärer entwickelt hat: »Ich versuche, durch meine Musik ein Gegengewicht zur Gewalt zu schaffen.«

Trotzdem versteht er natürlich die verständliche Gewalt in den Ghettos, stellt sie dar und verteidigt sie. Kein anderer Rapper hat eine so unbestrittene Position und ist zugleich so umstritten. Kein Interview mit HipHop- Acts, in dem nicht auf deren Verhältnis zu KRS-One eingegangen wird, er wird verehrt, gehaßt, angegriffen oder gelobt. KRS-One ist kein fundamentaler Islamist oder schwarzer Rassist, eher ein Anwalt seiner Klasse, und die ist nun mal schwarz. Er versteht sich als Lehrer, der HipHop muß das heruntergekommene Bildungssystem der USA ersetzen: Plattentitel »Edutainment«. Unterhaltung und Erziehung, keine Anklagen, sondern Anwaltschaft und direkte Hilfe.

Die fürs Vorprogramm geheuerten Fu-Schnickens sind schon deshalb anders einzuordnen, weil sie keine originalen Afro-Afrikaner sind. Ihre Vorfahren kamen aus Trinidad und Puertorico, sie haben keine offensichtliche politische Botschaft, sind eben keine Lehrer. Sie spielen mit den Worten um des Spielens willen, ihre Messages sind Insiderwitze. Mit Ring The Alarm hatten die drei aus Brooklyn schon einen schwergewichtigen Hit, und wenn es um das schnellste Rapping geht, sind sie unerreicht. Ihre Vokalakrobatik läßt nicht nur verknotete Zungen befürchten, sondern schließt halt auch eine wesentliche aufklärerische Wirkung aus. Nicht nur auf Ring The Alarm arbeiten die Fu-Schnickens mit eingängigen Frauenstimmen im Refrain und sichern damit die Verkäuflichkeit. Außerdem gehören sie zu den ersten, die einen Crossover zum Dancehall versuchen und damit nicht nur die beiden einflußreichsten Stile moderner Tanzmusik, sondern auch zwei Kulturen miteinander verbinden. Deswegen sind Fu-Schnickens trotz ihrer Kommerzialität doch wieder so politisch, daß die Kombination mit Boogie Down Productions Sinn macht: Das wichtigste HipHop- Konzert des Jahres. Thomas Winkler

Am 29.6. um 20 Uhr im Huxley's, Hasenheide 108-114, Kreuzberg