HEUTE IM SCHLACHTHOF: Mega City Four & Mucky Pub

In manchem englischen Provinznest dürften sich im Sommer 1989 die Musikfreunde ungläubig die Augen gerieben haben. Im „local pub“ kündigten Plakate den Auftritt einer Band an, die gerade vom New Musical Express zur Pop-Band des Jahrhunderts gekürt worden war. Mega City Four, vier britisch-blasse Jünglinge, nahmen die Euphorie gelassen und absolvierten erstmal über 200 Auftritte in England. Keine Bühne war zu klein, keine Gage zu mager. Die Ochsentour hat sich gelohnt. Ihr Debut-Album „Tranzophobia“ ging weg wie die legendären Semmeln, die vor Urzeiten angeblich noch warm verkauft wurden.

Mega City Four waren die Shooting Stars des Jahres 1989. Beeinflußt von Dag Nasty und den Buzzcocks schufen MC4 und Bands wie HDQ, ABS, Snuff und Senseless Things einen völlig neuen Inselsound. Geradlinig melodischer Gitarrensound und Gute-Laune-Hooks wurden Markenzeichen für den „Power- Punk-Pop“, der schnell definiert werden mußte, bevor er wieder verschwand wie alle anderen Shooting Stars auch.

Heute abend spielen Mega City Four dieses Jahr bereits zum zweiten Mal in Bremen. Es gilt, einen etwas durchwachsenen Auftritt vor zwei Monaten wieder wettzumachen, der Erfolg dabei ist zweifelhaft. Mit „Sebastopol RD“, ihrem Debut auf einem Major-Label, trat ein, was Indie-Fetischisten immer wieder herauffbeschwören: Die Ecken und Kanten wurden ausgewalzt und plattgebügelt. MC4 verschrieben sich komplett den eingängigen Pop- Weisen, die seit eh und je die Radioprogramme blockieren.

Gespannter dürften BesucherInnen auf die zweite Band des Abends sein. Mucky Pub erschreckten schon 1988 die humorlosen PuristInnen mit ihrem ersten Album „Can't you take a joke?“. Metal und Hardcore wurden mit Hip-Hop-Beats und Funk-Rhythmen zu einem Stil verwurstet, der später durch Bands wie die Red Hot Chili Peppers oder Faith No More populär gemacht wurde. Als eine der Bands, die diesen neuen Crossover-Sound definiert hat, zählen Mucky Pub noch heute zu einer kleinen Gruppe von Bands, die ständig neues Terrain betreten, nicht an den eigenen Klischees kleben und selbst vor Samples von Public Enemy und Volksmusik nicht zurückschrecken. StErn

Ab 20.00 wird sich heute im Schlachthof zeigen, ob die Band ihre Power auch live rüberbringen kann.