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Relativ unmöglich verwählt

■ Wie es einmal 39 bremische Physik-Professoren auf 42 Stimmen bei einer Fachbereichswahl gebracht haben - und jetzt will's wieder keiner gewesen sein

Alles ist relativ merkwürdig. Zu diesem Motto haben jetzt die Physik-HochschullehrerInnen der Universität angeregt: Bei der Auszählung der Stimmen zum Fachbereich Eins stellte sich heraus, daß 42 Professoren ihre VertreterInnen gewählt haben. Konnte aber nicht sein: Es gibt nur 39 PhysikprofessorInnen an diesem Fachbereich.

Daß diese Merkwürdigkeit ausgerechnet am Fachbereich 1 passiert ist, überrascht allerdings kaum. Vor den Wahlen hatte es eine heftige Auseinandersetzung zwischen der Mehrheit am Fachbereich und den ProfessorInnen Inge Schmitz-Feuerhake und Jens Scheer andererseits gegeben. Schmitz-Feuerhake hatte dem Fachbereichssprecher Aufschnaiter ungerechte Behandlung bei der Vergabe von Forschungsmitteln und gar „Hexenjagd“ vorgeworfen. „Wahlkampf“, hatten die „reaktionären“ Professoren daraufhin leise gemault und gehofft, daß die klaren Mehrheitsverhältnisse auch diesmal locker ausreichen würden.

Schmitz-Feuerhake, so die interne Absprache, sollte zur Ruhigstellung einen der sieben Sitze im Fachbereichsrat bekommen, Scheer aber wollte man durchfallen lassen. Und dann diese Überraschung: Vier Professoren stimmten für Scheer, was relativ klar für einen der Sitze reicht. Und auch Schmitz-Feuerhake war dabei.

Jetzt mutmaßt die Professoren-Mehrheit, daß die Studenten, die als Wahlhelfer eingesetzt waren, unzulässigerweise einfach drei Scheer-Stimmen nachgebessert haben. Und Scheer spekuliert, daß nachträglich manipuliert wurde, um ihn hintenrum wieder aus dem Fachbereichsrat zu boxen.

Und alle zusammen müssen jetzt noch einmal wählen. Nur diesmal, so viel steht fest, unter relativ genauer Beobachtung des Uni-Wahlleiters. hbk

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