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»Olympia hat nichts mit Sport zu tun«

■ Berliner Datei über IOC-Mitglieder wurde vernichtet/ Papier über private Neigungen weiterhin in der Olympia GmbH/ 18,7 Millionen Mark für »personal lobbying«

Berlin. Der Geschäftsführer der Olympia GmbH, Axel Nawrocki, räumte gestern ein, daß im Sommer 1991 überlegt wurde, persönliche Daten der IOC-Mitglieder zu erfassen. Die Datei habe sich nur in der Vorbereitungsphase befunden, das Material sei nicht zur Anwendung gekommen und soll vernichtet worden sein. Er begegnete damit Vorwürfen des Fernsehmagazin Monitor, wonach die für die Olympiabewerbung tätige Unternehmensberatungsfirma »Bossard Consultants« Informationen über die 94 IOC-Mitglieder gesammelt habe, um Möglichkeiten des »personal lobbying« auszuloten. Dabei seien deren »sexuelle Neigungen« ebenso Ziel des Interesses gewesen wie ihre »Trinkgewohnheiten«.

Zumindest in einem Punkt mußte sich Nawrocki vom Geschäftsführer der Bossard Consultants, Nikolaus Fuchs, korrigieren lassen. Dieser bestätigte, daß seine Firma eine entsprechende Datenmaske im August 1991 erstellt und nach rechtlicher Prüfung wieder vernichtet habe. Er räumte aber ein, daß ein Papier über die persönlichen Neigungen der IOC-Oberen nach wie vor bei seiner Firma und bei der Olympia GmbH lagert. Dieses Papier, aus dem in der Monitor-Sendung zitiert wurde, sei der Bossard Consultants von einem »sogenannten Experten« zugegangen. Seine Firma sei nicht mit persönlichem Lobbying befaßt, man habe das Papier »gelesen und als unbedeutend beiseite gelegt«. Es sei nicht in die Bewerbungsstrategie eingeflossen. Fuchs schloß auch aus, daß die Olympia Marketing GmbH, der er auch als Geschäftsführer vorsteht, sich mit der persönlichen Beeinflussung der IOC-Mitglieder befaßt. Berlin könne nur durch Kompetenz gewinnen und nicht durch irgendwelche Leistungen.

Der gleiche Fuchs klang letzte Woche weniger zurückhaltend. Vor einer Runde von Marketing-Managern prahlte er damit, daß »wir detaillierte Informationen über die Mitglieder des IOC« haben. So seien die alten Herren »sehr eitel und Freunde des guten Essens und guten Weines«, die zudem Privatjets bevorzugten. Im Aufbau »persönlicher Beziehungen« zu den IOC-Oberen sah er den »Haupterfolgsfaktor«, denn davon hänge Berlins Bewerbung zu 65 Prozent ab. Den Bewerbungsunterlagen maß er letzte Woche noch keine große Bedeutung bei, denn »IOC- Mitglieder lesen die nicht«. 18,7 Millionen Mark sind im Haushalt der Olympia Marketing GmbH für »internationale Projekte« veranschlagt. Hinter diesem unscheinbaren Titel verbergen sich jene Maßnahmen, so Fuchs, »wo es darum geht, IOC-Mitglieder zur Stimmabgabe zu bewegen«. Olympische Spiele, so seine Philosophie, »haben nichts mit Sport zu tun«, nur dürfe man das Willi Daume nicht sagen. Dieter Rulff

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