Geiselnahme im Knast Werl

■ Häftlinge fordern Fluchtauto und eine Million Mark

Werl/Dortmund (ap) — Drei Häftlinge haben am Dienstag in der Krankenstation der Justizvollzugsanstalt Werl sechs Geiseln genommen. Die Verbrecher forderten nach Angaben der Dortmunder Polizei freies Geleit, ein Fluchtfahrzeug und ein Lösegeld von einer Million Mark. Drei der Geiseln wurden am Nachmittag freigelassen.

Nach Polizeiangaben hatten die Geiselnehmer ihre Opfer gegen 10.00 Uhr in der Krankenstation des Männergefängnisses überwältigt. Unter den Geiseln sollen auch der Anstaltsarzt und eine medizinische Assistentin sein. Einer der Täter erklärte der Polizei zufolge, er sei mit einer Pistole bewaffnet. Am Mittag traf ein Sondereinsatzkommando der Dortmunder Polizei am Tatort ein. Starke Polizeikräfte riegelten die Gegend um das Gefängnis ab. Am Nachmittag ließen die Verbrecher drei der Geiseln frei, wie die Polizei mitteilte.

In der Werler Anstalt sind nach Angaben des zuständigen Justizvollzugsamtes in Hamm rund 700 Häftlinge untergebracht. Überwiegend handele es sich um Schwerverbrecher, sagte ein Sprecher der Behörde. Das Männergefängnis in Werl ist das letzte in Betrieb befindliche frühere Zuchthaus in Westfalen.

In den vergangenen Monaten hatte es wiederholt Geiselnahmen in deutschen Haftanstalten gegeben. Am spektakulärsten war die Flucht von vier Häftlingen aus der Justizvollzugsanstalt in Celle im Oktober 1991, als ein Ausbrecherquartett drei Vollzugsbeamte in ihre Gewalt gebracht hatte.