: Mit Suspendierung gedroht
■ Bildungssenator zwang GSM-Schulleiter Stolle zur Klassenfrequenzerhöhung
Erst mit der Androhung seiner Suspendierung vom Amt konnte Bildungssenator Henning Scherf (SPD) in der vergangenen Woche seinen Parteifreund und Schulleiter der Gesamtschule Mitte (GSM), Armin Stolle, dazu bewegen, den Senatsbeschluß über die Erhöhung der Schülerzahl pro Klasse umzusetzen. Vorausgegangen waren einstimmige Beschlüsse der Schulkonferenzen von allen drei Bremer Gesamtschulen und vier Schulzentren gegen die angeordnete Frequenzerhöhung um je zwei Schüler pro Klasse.
Nachdem sechs der sieben betroffenen Schulleiter bereits am 23. Juni einen Rückzieher in ihrem Protest gegen diese Maßnahme gemacht hatten, war Stolle schließlich der einzige Schulleiter, der von seinem Remonstrationsrecht Gebrauch machte. Erst nach der direkten Drohung mit seiner Suspendierung und einem juristischen Beratungsgespräch, bei dem seine Chancen, vor Gericht in dieser Sache Erfolg zu haben, als sehr schlecht eingeschätzt wurden, übergab Stolle schließlich am Montag die von der Behörde eingeforderten Schülerlisten zur Erhöhung der Klassenfrequenzen.
Alleingelassen fühlte sich Stolle dabei auch von den Grünen. Deren Landesverband hatte zwar in einer Presseerklärung seine „an der Sache und den Menschen orientierte vorbildliche, demokratische Verantwortung“ gelobt, den Konflikt innerhalb der Ampelregierung an dieser Stelle aber nicht gesucht.
Auch die Bildungsbehörde ist bisher nicht auf Stolles Argumente für eine Sonderbehandlung der GSM bei den Klassenfrequenzen eingegangen. Im Unterschied zu anderen Schulzentren, so Stolle in einem Brief zur Begründung seiner Remonstration, habe die GSM aus Raum- und Personalnot keine Möglichkeit, Kleinklassen zu bilden oder die Klassen zumindest im Fachunterricht zu halbieren. „Bisher konnte der Unterricht mit einer fast nicht mehr verkraftbaren Obergrenze von 18 an den z.T. 16 Arbeitsplätzen durchgeführt werden“, klagt Stolle.
Bei Abgabe seiner Schülerlisten im Bildungsressort hat der GSM-Schulleiter noch einmal dringend um einen Termin gebeten, bei dem noch vor Beginn des neuen Schuljahres über die Frage gesprochen werden soll, wie die schlimmsten Folgen der Klassenfrequenzerhöhung doch noch verhindert werden können. Ase
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