Lizenz zum Schlucken

■ Gesundheitspolitik als geheime Kommandosache

Das ist ein Bild des Jammers: Gesundheitspolitiker müssen mit Schlapphut und Trench in die Ortsämter rennen, nach Dienstschluß womöglich, um hinter verschlossenen Türen und vorgehaltener Hand eine Stelle zu erbuhlen, an der der Methadonbus sonntags eine Stunde halten darf. Ist das nicht prächtige Bürgerbeteiligung? Wenn an einer fußgängerberuhigten Umgehungsstraße Blumenkübel aufgestellt werden, kommt eilends der Beirat zusammen und berät. Wenn es um ein Herzstück Bremer Gesundheitspolitik geht, nämlich um das Methadonprogramm, dann kommen die Geheimagenten zum Zug: Die Lizenz zum Schlucken ist top secret.

Die Politiker berufen sich auf schlechte Erfahrungen. Das ist ein vorgeschobenes Argument. In Wahrheit scheuen sie die Auseinandersetzung. Wer vollendete Tatsachen schafft, wird unglaubwürdig, wer sich öffentlich für eine unpopuläre Entscheidung einsetzt, kann sich zwar unbeliebt, nicht aber unglaubwürdig machen. Die Bremer Methadonpolitik ist bundesweit wirklich Spitze, der Methadonbus gehört zu einem Konzept, daß Beachtung und Achtung verdient hat. Wir dürfen es nicht totlügen. Markus Daschner