K77 droht Räumung

■ Keine Duldung der Kunstaktion in der Kastanienallee

Prenzlauer Berg. Den 25 KünstlerInnen, die seit zehn Tagen das älteste Wohnhaus in Prenzlauer Berg für eine Kunstaktion besetzt halten, droht vermutlich in der kommenden Woche die Räumung. »Wir appellieren, das Haus zu verlassen«, teilte gestern eine Sprecherin der Zwangsverwalterin »Wohnungsbaugesellschaft in Prenzlauer Berg« (WIP), der taz mit. Die Gespräche mit den Antragstellern auf Rückübertragung hätten ergeben, daß diese nicht willens seien, eine Besetzung der Kastanienallee 77 zu dulden.

Die Künstlerinitiative »Vereinigte Farben Wawavox« hatte das seit sechs Jahren leerstehende Haus vor zehn Tagen unter dem Motto »Besetzen — Kunst — Erste Hilfe« zu neuem Leben erweckt. Am vergangenen Samstag eröffneten sie dort eine Ausstellung zur Geschichte des Hauses. Sowohl Mitglieder des Bezirksamtes Prenzlauer Berg als auch Jugendsenator Thomas Krüger (SPD) und der stellvertretende SPD- Vorsitzende Wolfgang Thierse haben sich mit der Initiative solidarisch erklärt. Der »Berufsverband Bildender Künstler« signalisierte Bereitschaft, das Haus zu kaufen.

Beim Runden Tisch »Instandbesetzung Prenzlauer Berg« hatte eine Mitarbeiterin der WIP den Künstlern am Montag mitgeteilt, ihr Vorgehen werde nicht als Kunstaktion, sondern als Neubesetzung angesehen. Von der drohenden Räumungsklage zeigten sich allerdings auch die KünstlerInnen gestern überrascht. Man werde weiter versuchen, mit den Antragstellern in Kontakt zu treten, um einen dauerhaften Nutzungsvertrag zu bekommen, hieß es. »Keine Frage« sei die Unterstützung der Aktion, sagte auch Jugendstadtrat Siegfried Zoels (Bündnis 90/Grüne) der taz. »Wir hoffen, eine Räumung verhindern zu können.« Wenn bis dahin das Haus nicht mit Polizeigewalt von seinen neuen BewohnerInnen befreit wird, soll beim kommenden Runden Tisch am 13. Juli eine Lösung gesucht werden. jgo

»Wawavox« lädt heute abend um 21 Uhr in der K77 zum Video ein: »Vom Eindruck der Staatsgewalt auf die Netzhaut« — Dokumentation der ersten Mainzer Kunstausstellung