Sonne weg — Baden erlaubt

■ Uni-und Werdersee haben sich von Mensch und Ente einigermaßen erholt

Krank waren sie, die beiden Bremer Seen, so krank, daß ihnen amtlicherseits die Menschen vom Wasserleib gehalten werden mußten. Doch jetzt geht es ihnen schon wieder besser: Werdersee und Unisee sind soweit wiederhergestellt, daß sie ein bißchen Badevergnügen ertragen. Also hat das Hauptgesundheitsamt — passend zum Abgang der Sonne — den Zugang zum Wasser wieder gestattet.

Darmbakterien und andere von Mensch und Ente im Wasser hinterlassene Keime hatten den beiden Badeseen schon zu Beginn der Saison schwer zugesetzt. Im Juni war die Fieberkurve ihrer Meßwerte schließlich in den roten Alarmbereich gestiegen. „Uni- und Werdersee sind einfach überbevölkert“, lautete die Diagnose des zuständigen Gesundheitsamtes. Natürlich hätte sich ihre Krankheit womöglich auch auf Menschen übertragen können, die in ihr Wasser tunken. Doch diese Wahrscheinlichkeit sei „praktisch sehr gering“, wissen die amtlichen Gesundheitswächter. Höchstens Kleinkinder und Alte wären womöglich von Salmonellen aus dem kranken Wasser gefährdet gewesen, doch auch das nur im extremen Ausnahmefall: „Schließlich trinken die ja das Wasser nicht gleich literweise.“

„Beim Badeverbot geht es mehr um den Schutz der Seen als um den Schutz der Badenden“, resümiert denn auch die zuständige Mitarbeiterin des Hauptgesundheitsamtes, Ina Schaefer, denn Sinn ihres Eingreifens.

Ein paar Tage waren die beiden kranken Seen sogar nicht nur vor SchwimmerInnen, sondern auch vor den Surfern geschützt. Die fallen ja — vor allem als AnfängerInnen — bekanntlich beim Segeln gerne ins Wasser und tragen damit zur weiteren Verschmutzung bei. Angekommen ist die für die Seen gute, für die Surfschulen an Uni- und Werdersee dagegen umso schlechtere Nachricht bei den Brettseglern allerdings nicht. Denn während das Sportamt das Surfbrett als Badegerät einstufte und damit seine Benutzung verbat, weigerte sich das Wasserwirtschaftsamt, das Verbot auch auf entsprechenden Schildern am See kundzutun. Begründung: Ein Surfbrett sei nicht zum Baden, sondern zum Segeln da, somit also im weiteren Sinne ein Boot und kein Krankheitserreger für Badeseen. Die entsprechende Richtlinie stammt aus dem Jahr 1976. Damals hatte sich bei Seen und Bremer Ämtern noch nicht herumgesprochen, was für ein Brett wohl ein Surfbrett ist.

Mit Verbot oder ohne Verbot — gebadet wurde in den beiden kranken Bremer Seen auch in den letzten Tagen allemal. „Das ist eine Ordnungswidrigkeit, aber verfolgt wird das nicht. Wir haben wirklich Wichtigeres zu tun“, meint die Pressesprecherin des zuständigen Innensenators, Merve Pagenhardt. Eine Strafe sei den Ordnungswidrigen ja sowieso gewiß: „Wenn die freiwillig ins verdreckte Wasser steigen — na dann bitteschön.“ Die Seen können zwar nicht lauthals protestieren, aber für einen kleinen Durchfall könnten sie schon sorgen... Ase