Das Jugend-Gewerkschaftsmagazin 'Ran' steckt tief in den Miesen: Mangelnde Akzeptanz?

Mangelnde Akzeptanz?

Wie es aussieht, wird das Monatsmagazin 'ran das nächste Weihnachten nicht mehr erleben. Zum 30. September droht mit der Kündigung der Redaktionsräume ein endgültiges Aus für das gewerkschaftseigene Jugendmagazin. Kein Grund zur Schadenfreude!

Mit dem Einstellen von 'ran als „einer frechen, informativen und unterhaltenden Jugendzeitschrift“, wie es in einem Leserbrief für die Juli- Ausgabe heißt, würde eine unansehnliche Lücke in den Blätterwald der deutschen Jugendpresse geschlagen. Auch wenn die 'ran ihren Anspruch „das politische Jugendmagazin“ schon im letzten Sommer aus ihrem Untertitel verabschiedet hat, es gibt kein zweites, bundesweit vertriebenes Monatsheft, das vorrangig gesellschaftskritische Themen für Jugendliche aufbereitet. Dem Bund- Verlag (zu hundert Prozent beim Deutschen Gewerkschaftsbund) wird das Stopfen dieser Lücke allerdings zu teuer: 300- bis 400.000 Mark Defizit, so Bund-Geschäftsführer Hubert Leiting, hinterläßt die Herausgabe von 'ran Jahr für Jahr in der Verlagskasse. Über Pfingsten sah Leiting die Stunde endlich gekommen, das verlustreiche Jugendmagazin kurzerhand abzusägen; per schriftlichem Umlaufverfahren sollte dieser Schritt durch den Verlagsbeirat abgesegnet werden. Aus den Reihen des geschäftsführenden DGB-Vorstands, der neben den Vorsitzenden der Einzelgewerkschaften im Beirat vertreten ist, erhielt der Vorstoß des Bund-Verlages allerdings die rote Karte, denn zur Beiratssitzung im November hätte die 'ran ohnehin wieder auf der Tagesordnung gestanden. Da hatte es der Bund-Geschäftsführer Leiting mit dem Einstellen der 'ran offenbar besonders eilig. Daß dies mit dem Auslaufen des Mietvertrages für die Düsseldorfer Redaktionsräume zum 30.September zusammenhängen könnte, bestreitet er allerdings. „Für uns ist entscheidend, daß die Einzelgewerkschaften bei einer Fortführung der 'ran das jährliche Defizit unseres Hauses ausgleichen; IG Metall und IG Medien haben aber bereits abgewinkt“, führt Leiting als Grund für sein rasches Handeln ins Feld.

Aber nicht nur die roten Zahlen machen dem Jugendmagazin zu schaffen. Der Vorsitzende des Verlagsbeirates, Helmut Teitzel, findet vor allem „die mangelnde Akzeptanz des Blattes bei Jugendlichen“ bedrückend. Gemeint ist damit die schwindende Nachfrage nach 'ran selbst in der Gewerkschaft. Die roten Zahle sind auch darauf zurückzuführen, daß das Jugendmagazin weiterhin nur im Abo zu beziehen ist. Es gibt nur wenige Zeitschriften, die auf diese Weise überleben. Die AbnehmerInnen der 'ran finden sich also vorwiegend in der gewerkschaftlichen Jugendarbeit; und um die ist es auch nicht gerade gut bestellt. Da scheint das umstrittene Jugendmagazin eher noch einen Hoffnungsschimmer abzugeben. „Die 'ran kann man wirklich an junge Leute weitergeben, ohne daß man sich dafür schämen muß“, schreibt eine Jugendsekretärin der ÖTV in der neuen Ausgabe. Ähnlich äußerte sich der Bundesjugendsekretär des DGB, Volker Roßocha, der die 'ran als „journalistisch hervorragend“ gen Himmel lobt. Im übrigen weiß Roßocha, daß die Zeitschrift von Jugendlichen „sehr gut angenommen“ wird; zuletzt beim DGB-Festival „Europa grenzenlos“ in Frankfurt an der Oder.

Akzeptanz — ja oder nein? Darüber und auch über die Frage der Finanzierung soll im November erneut im Beirat des Bund-Verlages debattiert werden. Fraglich ist, ob 'ran noch einmal ein Gnadenbrot erhält wie vor einem Jahr. Allerdings könnte Geschäftsführer Hubert Leiting zuvor noch einen weiteren Versuch unternehmen, den Einstellungsbeschluß im Eilverfahren zuwege zu bringen. „Die Möglichkeit, das Verfahren einzuleiten, hätte ich.“

In der Düsseldorfer Redaktion der 'ran herrscht unterdes Uneinigkeit, ob die Koffer noch gepackt werden müssen oder ob besser gleich dem Sperrmüll zugearbeitet werden sollte. Neue Räumlichkeiten in Köln, die Bund-Geschäftsführer Leiting der Redaktion versprochen hat, sind bis heute nicht gefunden. Stephan Göbel