Keine Krabbe in Barcelona

■ Olympische Spiele endgültig ohne Katrin Krabbe, Grit Breuer und Silke Möller

Hamburg (dpa/taz) — Katrin Krabbes Paragraphen-Marathon nach Olympia endete genau hundert Meter vor dem Ziel. Drei Wochen vor Beginn der Sommerspiele in Barcelona haben die drei eines Dopingvergehens beschuldigten und notdürftig freigesprochenen Sprinterinnen Katrin Krabbe, Grit Breuer (beide Neubrandenburg) und Silke Möller (Rostock) ihren Olympia-Verzicht erklärt. Die Olympia-Absage erfolgte fünf Tage nach dem Erfolg der drei Leichtathletinnen vor dem Schiedsgericht des Internationalen Leichtathletik-Verbandes (IAAF) in London, das den Freispruch des DLV- Rechtsausschusses nicht aufhob, sowie drei Tage nach der Barcelona- Nominierung durch das NOK.

„Die Entscheidung entspricht der Erwartung. Sie enthält eine Chance für einen Neuanfang“, sagte der Präsident des Nationalen Olympischen Komitees (NOK), Willi Daume, dem Katrin Krabbe in einem Begleitschreiben zur offiziellen Absage den Entschluß der Sprinterinnen erläuterte. Sie bedankte sich bei Daume für die Olympia-Nominierung, wegen ihres unzureichenden Trainingszustandes in Folge der Ereignisse der letzten Monaten sehe sie sich jedoch nicht einmal in der Lage, in Barcelona auch nur den olympischen Endlauf zu erreichen.

Die Rolle einer olympischen Nebendarstellerin wollte die Doppel- Weltmeisterin Katrin Krabbe („Ich habe Ansprüche“) auf keinen Fall spielen. Bei ihrem bisher einzigen Freiluft-Auftritt war die 22 Jahre alte Neubrandenburgerin vor zwei Wochen auf heimischer Bahn mit 11,70 Sekunden eine überaus mäßige Zeit gelaufen. „Nur wenn ich eine Medaillen-Chance habe, trete ich in Barcelona an“, so die Ankündigung von Katrin Krabbe. Ein „Nebeneffekt“ ihres Olympia-Verzichts werde es nach ihrer Ansicht sein, daß es für die deutsche Mannschaft einen „kritischen und eventuell auch belastenden Diskussionspunkt weniger in Barcelona geben wird“.

Zu erwarten ist, daß sich die Weltmeisterin nun ganz auf die Titelverteidigung im nächsten Jahr bei der WM in Stuttgart konzentriert, möglicherweise werden Krabbe und Breuer aber schon beim Weltcup-Finale in Havanna (25. bis 27.September) und bei den lukrativen olympischen Revanchen nach Barcelona an den Start gehen. „Wir wollen uns auf den Weltcup vorbereiten“, erklärte Grit Breuer. Die 28jährige Rostockerin Silke Möller will sich hingegen ganz aus dem aktiven Sport zurückziehen. Noch nicht entschieden ist, ob Katrin Krabbe den DLV wegen entgangener Einnahmen von mindestens 200.000 Mark auf Schadenersatz verklagen wird.

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