Wo laufen sie denn?

■ Sprinterin Katrin Krabbe und ihre Freundinnen verzichten nicht ganz überraschend nach Absprache mit ihrem Haupt-Sponsor auf einen Olympia-Start in Barcelona

Wo laufen sie denn? Sprinterin Katrin Krabbe und ihre Freundinnen verzichten nicht ganz überraschend nach Absprache mit ihrem Haupt-Sponsor auf einen Olympia-Start in Barcelona

Je öfter Katrin Krabbe und ihre einst schnellen Kolleginnen vom Vorwurf der Manipulation freigesprochen werden, desto größer wird das Mißtrauen, das ihnen hierzulande entgegenschlägt. 56,7 Prozent der Bevölkerung über 16 Jahre sind nach einer Umfrage des Wickert-Institutes mittlerweile von der Schuld der Sprinterinnen überzeugt, und sogar 67,9 Prozent wollen sie am liebsten nicht mehr sehen, zumindest nicht in Wettkämpfen.

Der 'Spiegel‘ nimmt derweil akribische Fernmessungen am Körperbau von Katrin Krabbe vor, konstatiert eine bemerkenswert reine Haut und drastische Verweiblichung, die flugs auf den plötzlichen Mangel an künstlich vereinnahmten männlichen Hormonen zurückgeführt wird. Die miserablen 11,70 Sekunden der Katrin Krabbe über 100 Meter wiederum, gelaufen vor zwei Wochen in Neubrandenburg, haben ihre Ursache nach Meinung von Fachleuten keineswegs in mentalen Problemen oder mangelndem Training. Vielmehr sei dieser krasse Leistungsabfall ohne weiteres dadurch zu erklären, daß sich der Körper in einer Phase befinde, in der er langsam wieder die eigene Produktion jener Hormone aufnehme, die er vorher in reichlichem Maße von außerhalb bekommen habe, in einem Hormonloch sozusagen. Daß es in diesem Zustand nicht sonderlich ratsam wäre, nach Barcelona zu reisen, um dort der hohnlachenden Konkurrenz hinterherzutrotten, liegt auf der Hand.

Eine Erkenntnis, die auch dem Sponsor der Neubrandenburgerinnen, der Firma Nike, längst gedämmert ist. Mit Katrin ist derzeit nicht gut Schuhe verkaufen, und so hatte Nike den Namen Krabbe in den letzte Woche hinausgegangenen Einladungen zu Treffs mit seinen Superstars im Rahmen der Olympischen Spiele wohlweislich schon mal weggelassen.

Inzwischen ist der unvermeidliche Olympiaverzicht hochoffiziell, und das Augenmerk gilt den nacholympischen Sportfesten, wenn der gefallene Unschuldsengel aus Neubrandenburg vermutlich gegen jene medaillengeschmückten Konkurrentinnen antreten wird, die es bis dahin geschafft haben, allen Hormonlöchern sorgsam auszuweichen. Der Weg zurück zu den Fleischtöpfen des Hochleistungssports führt nur über Siege, und für Katrin Krabbe heißt es dann rennen, als sei der Leibhaftige oder wenigstens Dopingfahnder Donike hinter ihr her. Was weder diesem noch den Sportrichtern auf nationaler und internationaler Ebene gelang, könnten ein paar läppische fehlende Sekundenbruchteile zuwegebringen. Und auf der Tartanbahn ist selbst ihr findiger Advokat Reinhard Rauball machtlos. Matti Lieske