: Tote bei erneuten Kämpfen in Kabul
Kabul/Teheran (ap/afp) — Bei Raketenangriffen auf die afghanische Hauptstadt Kabul sind nach Angaben der Regierung vom Sonntag mindestens 50 Menschen, die meisten davon Zivilisten, ums Leben gekommen. Das Verteidigungsministerium machte die Guerillaorganisation Hesb-i-Islami von Gulbuddin Hekmatyar für die Angriffe vom Samstag verantwortlich. Hekmatyar hatte sich geweigert, der Aufforderung des neuen Präsidenten Burhanuddin Rabbani zum Rückzug aller schwerbewaffneten Mudschaheddin- Kämpfer aus Kabul nachzukommen.
Die meisten Menschen wurden beim Beschuß einer Bushaltestelle getötet. Zehn Soldaten starben, als eine Rakete das Hauptquartier der Armee traf. Nach Augenzeugenberichten schlug eine weitere Rakete etwa 100 Meter entfernt vom Präsidentenpalast ein. Hekmatyar weist die Schuld für die chaotischen Verhältnisse in der Hauptstadt der usbekischen Miliz des Generals Abdul Raschid Dostum zu, die maßgeblich an der Entmachtung des kommunistischen Präsidenten Nadschibullah beteiligt war. Er fordert ihren Rückzug aus Kabul. Aus Rabbanis Anweisung geht nicht klar hervor, ob sie auch die Dostum-Miliz einschließt.
Bei erneuten Kämpfen zwischen rivalisierenden Mudschaheddin- Gruppen waren schon in den Tagen zuvor Menschen getötet worden. Wie ein Sprecher der schiitischen Hesb-i-Wahdat am Wochenende in Teheran mitteilte, kam es in der südostafghanischen Stadt Meydanschar seit Donnerstag wiederholt zu Konfrontationen zwischen seiner Organisation mit fundamentalistischen Sunniten, bei denen Dutzende von Menschen starben. Diese Kämpfe brachen nach Angaben des Teheraner Hesb-i-Wahdat-Sprechers aus, nachdem zwölf Abgesandte seiner Organisation von fundamentalistischen Sunniten in einem Hinterhalt getötet worden seien. Daraufhin habe die Hesb-i-Wahdat eine Offensive gegen die Hesb-i-Islami und die Ittihad Islami von Rasul Sajjaf gestartet und sie aus der Stadt vertrieben. 30 sunnitische Kämpfer kamen dabei nach Angaben des Schiiten- Sprechers ums Leben. Die Stadt liege seither unter Artillerie-Beschuß der Sunniten-Gruppen.
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