: Internationaler Frauenhändlerring aufgeflogen: Arbeitsplatz versprochen
Arbeitsplatz versprochen
Ulm (taz) — Im württembergisch- bayerischen Grenzgebiet hat offensichtlich jahrelang ein international organisierter Frauenhändlerring sein Unwesen getrieben. Wie die Ulmer Polizei am Wochenende mitteilte, ist die Bande im Zusammenhang mit einem ganz anderen Ermittlungsverfahren aufgeflogen. Haupttäter sind offensichtlich eine 42jährige Türkin aus Ulm und zwei Jugoslawen aus einer bayerischen Kleinstadt in der Nähe von Ulm. Das Dezernat Bandenkriminalität ermittelt schon seit längerem wegen Waffenhandels und Drogendelikten und hat in diesem Zusammenhang herausbekommen, daß Frauen aus Ostdeutschland und Ländern des früheren Ostblocks unter falschem Vorwand angeworben und dann zur Prostitution gezwungen worden.
Den Frauen im Alter von 19 bis 28 Jahren wurde ein Arbeitsplatz in der Bundesrepublik versprochen. Kaum waren sie jedoch im Land, wurden sie regelrecht weiterverkauft, und zwar zu Preisen zwischen 1.000 und 5.000 Mark. Zwischenstation war dabei die 42jährige Türkin, der von einigen Frauen auch vorgeworfen wird, sie habe sie zur Prostitution gezwungen. Die bayerischen Behörden wurden durch die Anzeige einer 19jährigen Frau aus der CSFR auf die Frauenhändler aufmerksam. Von einem 29jährigen Jugoslawen sei sie an einen 49jährigen Landsmann, der eine Kneipe östlich von Ulm betreibt, weiterverkauft worden. Nächste Station war dann die besagte Ulmerin. Die 19jährige Frau belastet darüber hinaus einen 28jährigen Jugoslawen, dem sie vorwirft, sie vergewaltigt zu haben. Außerdem sei ihr unter einem Vorwand der Paß abgenommen worden. Nur gegen eine Prämie von 5.000 Mark sollte sie ihn zurückbekommen.
Inzwischen haben die Ermittlungen die Vorwürfe gegen die Bande wegen Zuhälterei, Vergewaltigung und internationalem Menschenhandel erhärtet. Die 42jährige Türkin sowie sieben weitere Landsleute wurden, wie erst jetzt bekannt wurde, Mitte Juni verhaftet. Die beiden Jugoslawen sind noch auf freiem Fuß. Unter strenger Geheimhaltung ermitteln bayerische Behörden gegen die beiden Männer. Die Frauen sind nach bisherigen Erkenntnissen ausnahmslos an türkische Freier vermittelt worden.
Die Tatverdächtigen sollen außerdem eine Anlaufstelle für Jugoslawen und Albaner gewesen sein, die von ihnen Einbruchsaufträge erhielten. Unmittelbar nach der jeweiligen Tat seien die Täter dann wieder in ihre Heimatländer zurückgekehrt. Klaus Wittmann
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