Cap-Anamur-Einsatz in Angola

■ Die ersten Minenräumpanzer beginnen ihre Arbeit/ Minensuche in Kambodscha wird vorbereitet

Bonn (taz) — Zum ersten Mal arbeitet das Notärzte-Komitee „Cap Anamur“ mit schwerem Rüstungsgerät. Zeitgleich zur gestrigen Pressekonferenz von Cap-Anamur-Sprecher Rupert Neudeck in Bonn begann die Hilfsorganisation ihren ersten Minensuch-Einsatz in Angola. Nach langen Verhandlungen mit dem Verteidigungsministerium rollen nun sechs umgebaute Ex-Panzer aus NVA-Beständen durch das minenverseuchte Land, ohne Kanonen und MGs, weiß angestrichen, mit der Aufschrift: Deutsche Notärzte.

Diese „Fortsetzung der medizinischen Aktion mit anderen Mitteln“ (Neudeck) geht auf die bedrückenden Erfahrungen zurück, die Chirurgen und Krankenschwestern des Komitees in Nachkriegs-Ländern machen mußten. Im millionenfach minenverseuchten Somalia mußten täglich verstümmelte Opfer versorgt werden, darunter viele Kinder. Als die Cap-Anamur-Krankenschwester Helmien Hendrikse von einer explodierenden Mine verletzt wurde, war das der letzte Anstoß für das Notärzte-Komitee, nicht mehr nur den Opfern zu helfen, sondern die Minen zu räumen. „Leute, die auf Minen tappen“, so Helmien Hendrikse gestern in Bonn, „sind doch eigentlich fast verloren.“ In den Norden Somalias sollte der erste Minensucheinsatz eigentlich auch gehen, die verworrenen Verhältnisse der Region machen das aber unmöglich. Für das Einsatzgebiet Angola sucht das Komitee noch Personal: Ex-Pioniere von Bundeswehr oder NVA, Panzerfahrer, Sprengmeister oder Feuerwerker. Optimistisch ist Neudeck, daß das Geld zusammenkommen wird. 2,7 Millionen Mark braucht er für die ersten zwei Monate, 2,4 Millionen sind bis jetzt zusammengekommen. Vom Verteidigungsministerium grundsätzlich genehmigt ist ein weiterer Einsatz in Kambodscha, der gegenwärtig vorbereitet wird.

Schwelgerisch war die Sicht des Bundesarbeitsministers, der an der Pressekonferenz teilnahm. Norbert Blüm sah sich an den biblischen Traum erinnert, der Schwerter zu Pflugscharen verwandeln will. Das Verteidigungsministerium indes diskutiert bisher noch nicht einmal darüber, ob die Cap-Anamur-Initiative mit mehr als sechs Ex-Panzern weitergeführt werden könnte. Tissy Bruns