: Park & Ride gegen Verkehrsinfarkt
■ Verkehrsgutachten schlägt neun neue Bahnhöfe und 48 P & R-Anlagen vor
Bitte die Autos auf der Straße
Wer in die City will, muß im kommenden Jahr mit einer Straßengebühr rechnen.Foto: Vankann
Im nächsten Jahr soll übKosten wird es eine Milliarde Mark. Dauern kann es 15 Jahre. Und im Ergebis werden möglicherweise 16.500 Pendler mit Zug, Bus oder Bahn, statt wie bisher mit dem Auto zur Arbeit nach Bremen kommen. Das ist eine der Prognosen eines Gutachten, daß das Büro für Verkehrsökologie im Auftrag des Senators für Umweltschutz und Stadtentwicklung erstellt hat und das gestern der Presse vorgestellt wurde.
Untersuchungsgegenstand der Verkehrsökologen waren lediglich die Verkehrsverbindungen
zwischen dem Umland und Bremen. Rund 165.000 PKW- Fahrten entfallen auf Fahrzeuge, die von dort in die Hansestadt gesteuert werden. Wie kriegen wir die in den ÖPNV? , hatten sich die Gutachter zu fragen. Ihre Antwort: Bike&Ride und Park&Ride. So enthält das Gutachten Vorschläge für 47 Auto und Fahrradparkplätze an Bahnhöfen im Bremer Umland und an den Endhaltestellen der Bremer Straßenbahn. 38 Bahnhöfe existieren bereits, neun weitere Haltepunkte müßten errichtet werden, um den Regionalverkehr attraktiver zu
machen.
„Es ist nur ein Tropfen auf dem heißen Stein und trotzdem eine große Aufgabe“, resümmierte Gutachter Klaus Schäfer-Breede die 250 Seiten-Expertise, die noch im Auftrag von Eva-Maria Lemke-Schulte erstellt worden war. Die Ergebnisse sollen in ein „Integrative Verkehrskonzept“ einfließen.
Das Gutachten ist zugleich eine Grundlage für die gemeinsame Regionalplanung zwischen Bremen und dem Umland. Beim zuständigen Kommunalverband Niedersachen/Bremen stießen die Ergebnisse auf wohlwollendes Interesse. „Es ist beachtlich, daß das Umland berücksichtigt wurde“, freute sich gestern für den Kommunalverband der Lilienthaler Gemeindedirektor Detlef Sturmann.
Umweltsenator Ralf Fücks nützte die Vorstellung des Gutachtens, um Position gegen das Straßenbaupapier von Wirtschaftssenator Jäger zu beziehen. „Wer die Prognosen für eine drastische Zunahme des PKW- und LKW-Verkehr bis zum Jahr 2010 zur Leitlinie der Verkehrspolitik macht, hat umweltpolitisch kapituliert und verabschiedet sich von einer verantwortlichen Stadtplanung“, meinte Fücks. Die Absicht, den CO2-Ausstoß um 30 Prozent zu vermindern, werde durch Straßenausbau zunichte gemacht. Fücks kündigte an, daß der Senat 1993 über eine Mautgebühr für die Innenstadt oder einen Zwangskauf einer Bremer Karte entscheiden werde.
Um die Umlandanbindung zu verbessern müssen allerdings viele Köche an einen Topf gebracht werden. Zum Beispiel die Bundesbahn. Fücks verwies auf die anstehende Reform der Bahn, die erstens privatisiert und zweitens regionalisiert werden soll. Fücks: „Bislang will die Bundesregierung die Lasten auf die Gemeinden abwälzen.“ Die aber wären zum Beispiel mit der Umsetzung der Gutachter-Vorschläge überfordert. „Die Gemeinden können das nicht finanzieren“, so Sturmann. hbk
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen