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QUERSPALTEFirst Lady auf dem Gipfel

■ Das geheime Tagebuch der Barbara Bush, entdeckt von Matti Lieske

Liebes Tagebuch! Was für ein Scheißtag! Du glaubst nicht, wie mir dieser blöde Gipfel auf den Nerv geht. Anstatt einen in Ruhe „Golden Girls“ gucken zu lassen, schleift mich diese unsägliche Kohl doch tatsächlich mit den anderen Tucken in dieses gräßliche Schloß, Neuschwanstein oder so, von dem wir in Disneyland ein viel besseres Exemplar haben. Die Mitterrand hat es richtig gemacht, die scheint geahnt zu haben, was in München auf sie zukommen würde.

Überhaupt dieses München. Ätzend. Häuser wie aus Zuckerwatte, aber alles voller Bullen. Hat mich an Los Angeles erinnert, bloß, daß die Nigger hier weiß sind. Einen netten Polizeipräsidenten haben sie allerdings. Fast wie der Gates, den mein Georgie immer so rührend getröstet hat. Ruft in Bayern einer bei der Nationalhymne „Buh“, rumms, gibt's eins über die Rübe. Das nenne ich Patriotismus. Und erst dieser Ministerpräsident. „Hartes Hinlangen ist bayrische Art“. Den sollten sie nach Jugoslawien schicken, dann wäre da ganz schnell Ruhe. Muß ich mal mit Georgie drüber reden. Ganz nett ist ja der Englische Garten, wo wir im Seehaus ein Essen hatten. Wenn bloß die Kohl ihr Maul gehalten hätte. „Die Zukunft wird nur uns gehören, wenn wir über die Grenzen und Kontinente hinweg umfassend und vertrauensvoll zusammenarbeiten.“ Fürchterlich! Na, wenigstens weiß ich jetzt, wer ihrem Alten immer die Reden schreibt.

Georgie geht es ja zum Glück auch nicht viel besser. Wenn ich dran denke, wie er gestern von dem Gelage mit diesem Moskauer Saufbold nach Hause kam. Erst hat er sich in unserer Suite verirrt, und als ich ihn dann endlich in einer der Badewannen gefunden hatte, redete er nur noch russisch. Jetzt versucht er sich verzweifelt daran zu erinnern, wie viele Milliarden er ihm versprochen hat.

Aber immer noch besser Jelzin als die ganzen anderen Pappnasen, deren Namen sich keine Sau merken kann. Der Kanadier redet nur von Eishockey, der Brite nur vom Cricket, der Japaner grinst und fotografiert abwechselnd, und dann rennt da noch so ein kleiner Spaghetti rum, den noch nie jemand gesehen hat und der allen Ernstes behauptet, Regierungschef von Italien zu sein. Geschieht ihm völlig recht, daß er, wie mir Georgie anvertraut hat, das Ochsenbackerl und den Chiemsee-Saibling vom Gala-Essen gleich wieder in den Teich des Nymphenburger Schlosses gekotzt hat.

Wie es denn eigentlich politisch gelaufen sei, habe ich Georgie-Baby dann noch gefragt. Da hat er mich nur ganz groß angeguckt: „Politisch? Ja, glaubst du denn, wir sind zum Vergnügen hier?“

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