Wessis helfen Ossis

■ „Initiative gegen neues Unrecht“ sammelt für IM „Heiner“

Berlin (taz) — 36 unabhängige Persönlichkeiten aus Ost und West haben eine „Initiative gegen neues Unrecht“ gegründet. Die Initiatoren, unter anderen die Schriftsteller Dieter Lattmann und Martin Walser, der Journalist Eckart Spoo, der Politologe Wolf-Dieter Narr, der Rechtsprofessor Uwe Wesel und die Theologin Dorothee Sölle, erklärten gestern schriftlich zur Gründung ihrer Spendeninitiative: „In dem notwendigen Verlangen, mit altem Unrecht aus der DDR aufzuräumen, schießt die neue bundesdeutsche Rechtssuche in manchen Bereichen und gegenüber manchen Personen weit übers Ziel hinaus.“ So würden berufliche Existenzen vernichtet und angeblich Schuldige nicht einmal gehört, „bevor man sie öffentlich verdammt“. „Rechtsbeugung“ sei, wenn Menschen aufgrund von unbewiesenen Behauptungen „um ihren Broterwerb, ihr öffentlich wichtiges Amt und ihre Reputation gebracht werden“.

Als exemplarisch nennt die Initiative den umstrittenen Fall des Rektors der Berliner Humboldt- Universität, Heinrich Fink. Die Gauck-Behörde war in einem Gutachten anhand der aufgefundenen Stasi-Akten zu dem Schluß gelangt, Fink sei von der Stasi als Inoffizieller Mitarbeiter mit dem Decknamen „Heiner“ geführt worden. Fink wurde daraufhin vom Berliner Senat am 28. November fristlos entlassen. Vor dem Arbeitsgericht wurde die Kündigung aber am 1. April aufgehoben. Die Resultate dieser gerichtlichen Auseinandersetzung könnten, wie die „Initiative gegen neues Unrecht“ erklärt, auch für andere ohne ausreichendes Beweismaterial Beschuldigte Konsequenzen haben. Für Heinrich Fink und ähnlich gelagerte Fälle will die Initiative Gelder für die teilweise erheblichen Kosten bei den Arbeitsgerichtsverfahren sammeln. wg