Ürdrüs wahre Kolumne: Das Schwan hält auf!

Wer für eine gerechte Sache kämpft, wird viel Unterstützung finden — so orakelte einst Mao mit der Warze und dachte dabei sicher nicht an das marodierende Pack der Lkw-Fahrer, die in Wahrnehmung ihres Rechts auf freie Fahrt und Straßenterror den friedlichen Micky-Maus-Touristen an der Erreichung seines Ziels Disney Europe zu hindern suchen. Fest steht schon jetzt, daß man den Beruf Trucker künftig in einer Reihe nennen wird mit so verachtenswerten Ständen wie dem des Berufssoldaten, des Gymnasiallehrers, der Roßtäuscherin, des Bullizisten oder der Avon-Beraterin.

Für eine gerechte Sache aber kämpfen der Delmenhorster Detlef Stejskal und seine Freunde, nämlich für Wildside, das einzige hardrock-orientierte Radio-Programm im norddeutschen Dudelbrei. „Wildside wird nicht abgesägt / solange sich beim Volk was regt“, reimen sie so schlichtig wie richtig, und wenn Radio Bremen diesen Schrei des Volkes nicht vernimmt, wird mit Einstellung des Programms zum 1. September der Piratensender Mili- Tanz vom Leuchtturm Roter Sand auf Sendung gehen. Und in der Hörfunk-Kantine des Heimatsenders will ein hardrockender Aushilfskoch drei Monate lang die Suppe mit den destillierten Tränen der Hardrock-Fans versalzen!

Ungewöhnliches im Autoradio: „Auf dem Autobahnabschnitt xx bei Hannover liegt ein Schwan. Bitte umfahren Sie das Hindernis vorsichtig!“ Zweimal kam die Warnung durch und ließ den Hörer geradezu meditieren über die reiche Fauna des Biotops Bundesautobahn; dann aber die dritte Durchsage: „Das Hindernis wurde beseitigt. Sie haben wieder freie Fahrt. Es handelte sich übrigens nichts um ein Schwan, sondern um ein Schwein.“ Kenner des Hannoverschen Dialekts wissen: „Schwein“ spricht sich wie „Schwan“, „Schwan“ aber wie „Schwaön“, nach dem Motto: „Junge , sprich 'n klaöres Aö-jaö, Vaöter, jaö!“

In einer Zeit, da alte Werte stürzen und der Börsenkurs des Neuen noch nicht gefestigt ist, sucht das Londoner Magazin The Economist nach eindeutiger Orientierung: In einem internationalen Einkommensvergleich werden die jeweiligen Durchschnittsgehälter umgerechnet auf die Zahl der Big Mäc's, die sich dafür runterwürgen lassen. Der Bürger Eritreas vermag sich gerade mal siebeneinhalb Klöpse zu erlauben, die Polen immerhin schon 100, der Bundesdeutsche kommt auf 500, und Däne sowie Schweizer könnten etwa 640 mal den Brechmittel-Test machen. Dies aber nennen wir neue Weltordnung, und beim Gipfel in München sponserte Coca-Cola die Journalistenbewirtung. Dennoch rülpsen Zeitungen nur selten.

Mein Freund Thomas aus Berlin entwickelte aus seiner derzeitigen Situation „Gedichte aus dem zwölften Haus“, deren eines hier auszugsweise zitiert sei — mit schönen Grüßen an die universelle Astrologin!!!

„Liebes Leid...ach, noch was, ehe ich's vergesse: Du nahmst von mir die Tränen mit / so daß ich nicht mehr weine. Sei lieb, Du hast ja die Adresse / und schick sie mit ganz schnell zurück. Ich bin zur Zeit zwar ganz alleine / doch falls mal Deine Schwester kommt, die ältere von Dir, das Glück / so bräucht ich sie, Du weißt schon, was ich meine...“

This is a real piece of Lebenshilfe. Ulrich Reineking-Drügemöller