Unterm Strich

Der Zeichner und Graphiker Carlfriedrich Claus aus Annaberg (Sachsen) erhält den mit 30.000 Mark dotierten Jerg-Ratgeb-Preis. Der 1981 gestorbene Maler HAP Grieshaber und der Bildhauer Rolf Szymanski haben die Auszeichnung 1976 gestiftet. Der Preis wird dem scheuen Künstler am 12.Mai 1993 in Reutlingen übergeben.

Der andere Anselm: „Um Anselm Feuerbachs ,Gastmahl‘“ ist der Titel einer Ausstellung in der Alten Nationalgalerie in Berlin. 132 Werke, Gemälde, Skulpturen, antike Kleinkunst, Zeichnungen und Druckgraphik sollen vom 15.Juli bis 13.September den geistigen und ästhetischen Hintergrund und die Entscheidungsphasen eines der Hauptwerke von Feuerbach (1829-1880) erlebbar machen.

Der Magdeburger Kammerchor der Hochschule für Musik (Leipzig) hat beim 31. Internationalen Chorwettbewerb im italienischen Gorizia den 1. Preis gewonnen. Das Ensemble hat sich damit gleichzeitig für den Grand Prix in Varna (Bulgarien) qualifiziert, der 1993 alle europäischen Wettbewerbssieger dieses Jahres vereint.

Dem Freiburger Zeltmusikfestival droht das Aus. Die Stadt will im kommenden Jahr ihre Zuschüsse in Höhe von 300.000 Mark streichen. Gleichzeitig würden dann auch die Landesmittel entfallen. Wenn die Stadt ihre Entscheidung nicht rückgängig mache, sehe man sich außerstande, dieses internationale Festival im kommenden Jahr erneut abzuhalten, erklärten die Veranstalter am Montag. Rund 150.000 Besucher hatten das letzte Festival besucht, bei dem 1.000 Künstlern aus 40 Nationen zu Gast waren.

Der documenta-Beitrag des deutschen Künstlers Via Lewandowsky darf trotz heftigster Proteste von Traditionsverbänden an seinem Standort in einem Kasseler Ehrenmal für gefallene Soldaten bleiben. Dies entschied der Hessische Verwaltungsgerichtshof (VGH) in einem Eilverfahren, wie das Gericht in Kassel mitteilte.

Traditionsverbände waren seit Wochen Sturm gegen die Installation des 1963 in Dresden geborenen Künstlers gelaufen. Der im Sommer 1989 in den Westen geflüchtete Lewandowsky hatte für die documenta das Denkmal eines Kriegers oberhalb der Fuldaaue mit einem Holzkasten abgedeckt und darauf eine Wachskopie der verdeckten Soldaten-Skulptur gelegt. Der Verband Deutscher Soldaten forderte ein Verbot der „rechtswidrigen Aktion“. Das Ehrenmal sei „ausschließlich für das mahnende Gedenken an die 1914 bis 1918 gefallenen kurhessischen Krieger“ gedacht und müsse „in würdiger Form“ gepflegt werden.In seiner Begründung meinte der VGH, die Installation und die vom Künstler gegebenen Erläuterungen stellten „weder eine Beschimpfung noch eine böswillige Verächtlichmachung oder eine Verleumdung oder eine Verunglimpfung des Andenkens eines Verstorbenen dar“. Außerdem seien sowohl der Soldaten-Verband als auch ein Verbandsmitglied nicht berechtigt, in eigenem Namen allgemeine Interessen oder Rechte seiner Mitglieder wahrzunehmen (Az.: TG 1116/92).