Tatort HR: Der Staatsanwalt ermittelt

Frankfurt/M. (afp/taz) — Der HR und sein Intendant Hartwig Kelm sind in Bedrängnis: Zur Zeit prüft der hessische Rechnungshof, und die Frankfurter Staatsanwaltschaft ermittelt im Funkhaus. In einer anonymen Anzeige wird der Verdacht gehegt, daß man bei der Vergabe von Produktionsaufträgen außerhalb des Hauses mehr als freigiebig umgegangen ist. Zu den Vorwürfen gehört auch der Umgang des HR mit gesponserten Sendungen. Überdies verlangt der Finanzausschuß des Rundfunkrats bis November Vorschläge des Intendanten zur Konsolidierung der Finanzen: Das Geschäftsjahr 1991 schloß mit einem Fehlbetrag von 41 Millionen Mark ab. Als „für den HR unangenehm“ bezeichnet der persönliche Referent des Intendanten, Rainer Götze, die Tatsache, daß einige Stars und Mitwirkende der vom HR produzierten Silvester-Gala Wir feiern Europa bis heute auf ihr Honorar warten. Wie der 'Stern‘ veröffentlichte, sind insgesamt 1,1 Millionen Mark unbezahlt. Seit Monaten säßen die Hausjuristen des HR an der Prüfung der Frage, ob die Künstler Ansprüche an den HR stellen können, obwohl die Verträge mit ihnen von der Firma Star-Trust abgeschlossen wurden. Diese Firma sollte die Sponsoren für die Silvester-Sendung anwerben und die Mitwirkenden bezahlen. Nachdem die Künstler kein Geld von Star- Trust erhielten, wendeten sie sich an den HR.