Keine Allianz fürs Leben

■ Versicherungskonzern diskriminiert Schwule/ Homosexuelles Paar als Mieter abgelehnt

Frankfurt/Main (taz) — Bei der Allianz Grundstücks AG in Karlsruhe ist die Belegschaft verunsichert. Weil die Sachbearbeiterin Lindner — nach Rücksprache mit der Geschäftsleitung — dem homosexuellen Buchhändler und Konzertveranstalter Hasso Müller- Kittnau (39) und seinem Lebensgefährten in Saarbrücken keine Wohnung vermieten wollte, geriet die noble Weltfirma unter Beschuß: Der Schwulenverband in Deutschland (SVD) forderte am Mittwoch Lesben und Schwule auf, bei Vertragsabschlüssen mit Versicherungen den „Diskriminierungsfall“ bei der Allianz zu berücksichtigen.

Auf Nachfrage erklärte gestern die Sachbearbeiterin Lindner, daß Müller-Kittnau und seinem Freund die Wohnung in Saarbrücken nicht verweigert worden sei, weil es sich um ein homosexuelles Paar gehandelt habe — „obgleich in dieser Wohnanlage sehr konservative Mieter wohnen“. Vielmehr habe Müller-Kittnau von der Anmietung der umgehend neu zu belegenden Wohnung Abstand genommen, weil er erst zu einem späteren Zeitpunkt habe einziehen wollen.

Gegen diese Darstellung der Allianz spricht allerdings der Umstand, daß sich Müller-Kittnau und sein Lebensgefährte in einem Ende Juni an die Allianz zurückgeschickten Fragebogen mit dem vorgegebenen Einzugstermin einverstanden erklärt hatten. Müller-Kittnau: „Die Allianz lügt wie gedruckt.“ Die Sachbearbeiterin Lindner habe ihnen die Wohnung explizit mit dem Hinweis darauf verweigert, daß man bei der Allianz „Unruhe und Beschwerden in der Nachbarschaft“ befürchte, falls die Wohnung an zwei Männer vermietet werden sollte.

Daß die Allianz bei der Zurückweisung von Müller-Kittnau und seinem Lebensgefährten ein sattes Eigentor geschossen hat, ist inzwischen auch der Grundstücks AG in Karlsruhe klargeworden: Man wolle dem homosexuellen Paar in Saabrücken eine neue Wohnung anbieten, erklärte Sachbearbeiterin Lindner gegenüber der taz. kpk