Strahlung und Leukämie

Neue Untersuchungsergebnisse: auffällige Befunde im  ■ Erbgut der Eltern

kranker Kinder

Den Verdacht, daß die Leukämiefälle in der Elbmarsch durch Radioaktivität aus dem Atomkraftwerk Krümmel oder einer benachbarten nuklearen Forschungseinrichtung verursacht wurden, haben jetzt neue Untersuchungsergebnisse erhärtet.

Bei der Untersuchung von fünf Elternpaaren leukämiekranker Kinder seien überdurchschnittlich viele Veränderungen am Erbmaterial gefunden worden, teilte das Sozialministerium in Hannover am Freitag mit. Die Ergebnisse seien kein „statistisch abgesicherter“ Beleg, sagte Ministeriumssprecher Thomas Steg. Sie gehen auf Untersuchungen der Bremer Physikerin Inge Schmitz- Feuerhake zurück und sind vor der Bekanntgabe laut Sozialministerium vom Essener Institut für Humangenetik als korrekt bestätigt worden.

Die Wissenschaftlerin hatte zuvor bereits bei Kindern aus der Elbmarsch sogenannte „dizentrische Chromosomen“ im Erbgut nachgewiesen, ein Hinweis auf radioaktive Einwirkung. Um die Ergebnisse der Physikerin zu untermauern, müssen mehr Personen einbezogen werden. Im Juni haben die Blutentnahmen bei 72 Kindern begonnen, davon 42 aus der Elbmarsch. Zum Vergleich werden 30 Kinder aus der Region Plön untersucht, in der es keine Atomanlagen gibt. Zusätzlich sollen nun 40 Erwachsene einbezogen werden. Statistisch abgesicherte Ergebnisse sind etwa in einem Jahr zu erwarten.

Die sieben leukämiekranken Kinder in der Gemeinde Tespe, von denen zwei gestorben sind, haben ein umfangreiches und beispielloses Untersuchungsprogramm ausgelöst. Bei der Suche nach dem Zusammenhang von Strahlung und Leukämie wird auch nach Ablagerungen langlebiger Radionuklide in Rinderknochen, Baumscheiben und Milchzähnen von Kindern gefahndet. VM