Gefahr bestätigt

■ Neue Hinweise auf Leukämie durch Strahlen

Hannover (taz) — Bei vier Müttern beziehungsweise Vätern leukämiekranker Kinder aus der niedersächsischen Samtgemeinde Elbmarsch sind jetzt Veränderungen der Blutzellen festgestellt worden, die für Strahlenschäden typisch sind. Durch die neuen Untersuchungen verstärkt sich der Verdacht, daß die extreme Häufung von Kinderleukämie in der dem AKW Krümmel und einem kerntechnischen Forschungszentrum benachbarten Gemeinde tatsächlich auf eine erhöhte Belastung mit Radioaktivität zurückgeht. In der neuen Untersuchung hat die Bremer Wissenschaftlerin Inge Schmitz-Feuerhake das Blut von fünf Eltern krebskranker Kinder auf sogenannte „dizentrische Chromosomen“ untersucht, die als Indiz für Strahlenbelastungen in der Vergangenheit angesehen werden. In den vier Blutzellpräparaten, die auswertbar waren, wurden im Durchschnitt viermal mehr geschädigte Chromosomen als normal nachgwiesen. Eine deutlich erhöhte Rate dieser strahlentypischen Chromosomenschäden hatten zuvor bereits Blutuntersuchen bei Geschwistern leukämiekranker Kinder aus der Elbmarsch ergeben. In der Gemeinde an der Elbe sind in den Jahren 1989 bis 91 insgesamt sieben Kinder an Leukämie erkrankt. Zwei der erkrankten Kinder sind gestorben. Zur Untersuchung der erkrankten Kinder selbst auf eine vergangene Strahlenbelastung ist das an der Universität Bremen angewandte Verfahren nicht geeignet, da auch Medikamente gegen Leukämie die Chromosomen des Blutes verändern. ü.o.