Karussel konfus

■ Jahrmarkt im Zelt: Die Tübinger Compagnia Buffo im Sternschanzenpark

im Sternschanzenpark

Kaum ein Mensch hat heutzutage noch Lust, einer Handlung länger als zehn Minuten zu folgen - Fernseher an und erstmal durchschalten. Mit der Tübinger Compagnia Buffo, die derzeit im Sternschanzenpark mit ihrem Jahrmarkt-Theater im Zelt gastiert, scheinen auch die Bretter, die die Welt bedeuten, als Hort der Ruhe dahin. Die Fernbedienung ist ins Geschehen gleich mit eingebaut.

Ein wirres Spektakel mit durcheinandergemischten Fortsetzungsgeschichten wurde bei der Premiere des neuen Programms, in dessen Mittelpunkt eine Bearbeitung von Fritz Langs genialem Stummfilm Der müde Tod stand, geboten. Von Kasperle-Theater, Mirelle Mathieu-Imitationen, wildem Musiziern mit Pauken und Trompeten über chinesische Zauberkünste bis hin zu sakralem Orgel-Spiel wurde nichts ausgelassen, um das Publikum in Fahrt zu bringen.

Zu Beginn entwickelte die Mixtur zwar eine gewisse Dynamik, doch nach knapp 90 Minuten, als die Pause eingeläutet wurde, hätte man das ins Schleudern geratene Karussel der konfusen Künste ruhig zum Stillstand bringen können. Denn auch wenn in den fast drei Stunden viele gute Ideen sicht- und hörbar wurden, glitt das Ganze allzuoft in Jahrmarktschreieren ab.

Wie zum Beispiel das Kasperletheater. Der Teufel will die Seele des Kaspers, der samt Seppel, Gretel und Großmutter in die Höllen geschickt wird. „Da ist ein schwarzes Loch“, fürchtet Seppel. Darauf der Kasper: „Nein, das ist bloß ein Kuhfladen“. Das Loch entpuppt sich dann als Tor zur Hölle, in das die versammelten Akteure samt lautstarken „Aaaahs“ hinabstürzen. Vorhang zu, Fortsetzung folgt. Doch darauf muß man lange warten. Lebende Teddybären, ein kleines Mädchen mit ihrem Bello und Opern-Persiflagen jagen einander. Nichts wurde ausgelassen. Weniger wäre mal wieder mehr gewesen. Gregor Gerlach