AIDS: Bremen liegt an der Spitze

■ Finanzielle Probleme bei Aidsarbeit

Rund 700 HIV-Infizierte und 143 Aidskranke — in 61 Fällen bereits mit tödlichem Ausgang — wurden im Bundesland Bremen bis jetzt offiziell registriert. Damit ist der Anteil an Aidskranken doppelt so hoch wie in den übrigen alten Bundesländern. Diese Bremer Besonderheit, so die Landesaidskoordinatorin Silke Rath, sei auf die hohe Zahl drogenabhängiger Aidskranker zurückzuführen, die in Bremen 32 Prozent (im Vergleich Hamburg 4,9, Berlin 11,8 Prozent) ausmachen. Aufgrund der freiwilligen Meldung müsse aber davon ausgegangen werden, daß die tatsächliche Anzahl sehr viel höher liegt.

„Auf dem Wege der Abschreckung und Angsterzeugung kann jedoch eine sinnvolle Aufklärung über die Immunschwächekrankheit nicht geleistet werden,“ meint Silke Rath. Denn Angst führe lediglich zur Ausgrenzung und Diskriminierung der am meisten gefährdeten Gruppen — vor allem Drogensüchtige, Schwule und Prostitiuierte.

„Wenn man den Eindruck erweckt, Aids betrifft nur eine Minderheit, entzieht man der Prävention den Boden,“ meint die Aidskoordinatorin. Daher meidet die seit 1990 im Referat Drogen und Sucht für den Bereich Aids zuständige Psychologin Silke Rath die Bezeichnung Risikogruppen. „Der Ausdruck suggeriert: Diese Gruppen sind ein Risiko. Das ist Unsinn.“

HIV-Infizierte und Aids- Kranke nicht zu diskriminieren, gehört, so Silke Rath, ebenso zu den Leitlinien der Bremer Aids- Politik wie eine sachgerechte und angstfreie Aufklärung: „Aidsaufklärung erfolgt in Bremen ohne zu moralisieren.“ Aidsprävention, Aufklärungsarbeit in den Schulen, Weiterbildung, Beratungsarbeit, Versorgung und Betreuung von HIV-Infizierten und Aidserkrankten — all das zu koordinieren fällt in den Arbeitsbereich von Silke Rath. In einem Arbeitskreis aus VertreterInnen der Senatoren für Justiz und Inneres, den freien Trägern, den Selbsthilfegruppen „Aidshilfe“ und „Rat und Tat“ werden inhaltliche Konzeptionen und aktuelle Probleme in der Aidsarbeit angesprochen.

Konflikte gibt es um die Finanzen. 750.000 Mark stehen für die Aidsarbeit im Land Bremen zur Verfügung. „Die Probleme werden immer größer, doch die finanziellen Mittel steigen nicht im gleichen Maße.“ Da wird es schwer das angestrebte Ziel auch zu erreichen: Und das heißt: den Kranken ein größtmögliches Maß an Lebensqualität trotz drastisch eingeschränkter Lebensperspektiven zu erhalten.

sim