Zu Gast in Bremens Männerwelten

■ Europäische StudentInnen fahndeten in Bremen nach Managerinnen

„Männerwelten“ fanden die europäischen StudentInnen, die sich in Bremen auf die Suche nach Managerinnen machten, in den besuchten Betrieben: Bei Klöckner ebenso wie bei der Lagerhausgesellschaft und bei Mercedes- Benz. „Total männerdominiert“, lautete das Urteil der Studentinnen und Studenten aus Griechenland, Spanien, Großbritannien, Dänemark, den Niederlanden und Bremen. Möglicherweise habe das auch mit dem Image der Branchen zu tun: Stahl-und Hafenarbeit sei genauso wie Automontage eben Männersache. Doch was die Tätigkeiten — vor allem im Management — angehe, hätten solche Bilder schon lange keine Berechtigung mehr, betonten die WirtschaftstudentInnen, die die Betriebe besucht hatten. Dank neuer Technologien stünden Frauen alle Berufe inzwischen ebenso offen wie Männern.

Gemeinsam mit „Mentorinnen“ aus den Betrieben, hatten die Gruppen Fragebogen erarbeitet, die sie den Managern bei ihrem Besuch vorlegten. Die Zahl der angestellten Frauen interessierte sie genauso wie der Frauenanteil unter den Bewerberungen und im Management sowie eventuell vorhandene Betriebskindergärten.

Zum Beispiel Mercedes: Neben 15.023 Männern arbeiten dort 1.008 Frauen, berichtete die Arbeitsgruppe. In der stark hierarchisierten Management-Pyramide des Unterehmens, die aus acht Ebenen besteht, schafften Frauen es bestenfalls bis Stufe fünf. In den Führungspositionen liegt der Frauenanteil bei Mercedes Benz noch niedriger als im Gesamt-Konzern: Neben 891 Männern sind 16 Frauen in der Firmenleitung tätig, ihr Anteil liegt damit bei knapp zwei Prozent. Was die Beschäftigung von Frauen angehe, sei der Autokonzern „ein bißchen konservativ“, stellte die Gruppe fest. Das vorhandene Programm zur Frauenförderung werde nicht wirklich ernst genommen. Anhand von Rollenspielen verdeutlichten die StudentInnen die Vorurteile, denen Frauen gewöhnlich bei Einstellungsgesprächen begegnen. Kleiner aber feiner Unterschied: Diesmal war es der männliche Bewerber, dem die Personalchefin mit süffisantem Lächeln sein Privatleben zur Last legte: „Wie ich sehe, sind Sie verheiratet ... Glauben Sie, daß Sie das schaffen, neben der Arbeit Ihre Familie zu organisieren?“

„Die männlichen Manager sagen, sie hätten keine Vorurteile“, berichtete die Gruppe die die Lagerhausgesellschaft besucht hatte. „Sie denken, es gebe in ihrem Betrieb keine Probleme und fragen, warum sie Frauen besonders fördern sollten.“ Dennoch bekamen die Studentinnen von eben diesen Männern zu hören, Frauen vertrügen weniger Alkohol als Männer und könnnten daher schlechter Vertragsverhandlungen führen. Und hier erklärte man den Besucherinnen auch, für Kinderbetreuungsmöglichkeiten sei der Staat zuständig. Die Frauen in leitenden Positionen blieben vom sozialen Leben im Betrieb ausgeschlossen, stellten die Studentinnen fest.

Frauen, fanden die Studiengruppen heraus, seien sich ihrer speziellen Fähigkeiten bewußter als Männer. Sie wüßten, daß ihre Geschlechtsgenossinnen freundlicher mit Kunden umgingen und diplomatischer seien. Die StudentInnen betonten, auch für Gruppenarbeit seien Frauen besonders befähigt. Doch das Leben in den Betrieben lasse sich allein durch Empfehlungen nicht ändern. Spezielle Frauenförderprogramme lehnten einige Studentinnen dennoch ab. Ihr Vorschlag: Betriebszeitungen sollten sich mehr für Frauen stark machen. Diemuth Roether