Tiefflieger-Angriff auf Ditmar Staffelt

■ Fluglärm in Tempelhof macht nicht nur dem SPD-Fraktionsvorsitzenden zu schaffen/ Ärger um Finanzierungsabsprache mit dem Verkehrssenator

Tempelhof. Neuerdings zieht sich SPD-Fraktionschef Ditmar Staffelt jeden Tag im Morgengrauen die Bettdecke über den Kopf. Punkt 6.30 Uhr donnern die ersten Flugzeuge über den noch müden Politiker hinweg — wenige Meter über seinem Dach am Tempelhofer Damm. Seit 1.Juli wird die Befeuerungsanlage der südlichen Landebahn des Flughafens Tempelhofs erneuert und der gesamte Flugverkehr über die nördliche Landebahn abgewickelt. Das Haus, in dem Staffelt die Dachetage bewohnt, ist das letzte in der Einflugschneise. »Als schlichter Bürger muß ich konstatieren, daß der Lärm unerträglich ist«, sagt Staffelt zurückhaltend. Die größeren Maschinen würden mit weniger als zehn Meter Abstand über die Dachpfannen »koffern«.

Bis Juli hielt sich der Lärm der durchschnittlich 130 Flüge in Grenzen. Denn bis dahin bahnten sich die »Männer in ihren fliegenden Kisten« einen Weg über die Autobahn am Sachsendamm und den Südring der S-Bahn hinweg, um auf der südlichen Landebahn aufzusetzen. Bis Oktober nutzen nun alle die nördliche Bahn. Wenn Staffelt aus seinem Fenster guckt, »sieht es so aus, als würden die jeden Moment bei mir hereinfliegen«. Den Verkehrssenator Herwig Haase (CDU) habe er bereits darauf hingewiesen, daß seine Verwaltung vom Nachtflugverbot offenbar großzügig Ausnahmen erteile. Häufiger landeten Maschinen nach null Uhr, einmal »habe ich um 3.30 Uhr im Bett gestanden«, erinnert sich der SPD-Chef.

Auf den Verkehrssenator ist der Fraktionsvorsitzende aber ohnehin nicht gut zu sprechen. Denn das Abgeordnetenhaus habe die Mittel für eine neue Befeuerungsanlage an der Südbahn nicht freigegeben, da der Flughafen Mitte dieses Jahrzehnts geschlossen werden soll. »Eine private Finanzierung bewegt sich jenseits der Absprache«, so Staffelt. Jetzt stelle sich die Frage über die Zukunft der innerstädtischen Flughäfen dringender als bisher.

Barbara Weidinger von der »Bürgerinitiative Flughafen Tempelhof« (BIFT) fordert dagegen Konkretes: der internationale und der private Flugverkehr müsse nach Schönefeld verlagert, gegen den zunehmenden Lärm etwas unternommen werden. Nach einem von der Berliner Flughafen-Gesellschaft (BFG) in Auftrag gegebenen Gutachten der Technischen Universität müßte die Flughafen-Gesellschaft längst handeln.

Die BFG versucht zu beschwichtigen. Sprecher Wolf-Dieter Schultze berichtet, daß der geringe Abstand zwischen Donnervögel-Bäuchen und Staffelts Dachpfannen der Flugsicherung bekannt sei. Der Lärm werde mit Hilfe neuer Meßstellen, die bis Ende des Jahres in Betrieb genommen werden, kontrolliert. Mit der Auswertung der Ergebnisse sei aber frühestens im Sommer kommenden Jahres zu rechnen. Dirk Wildt