Über 300 Menschen getötet

Colombo (afp/taz) — In Sri Lanka sind seit dem vergangenen Donnerstag wieder Hunderte von Menschen im Krieg zwischen Regierungstruppen und tamilischen Separatisten ums Leben gekommen. Am Wochenende überfielen bewaffnete Einheiten der Tamilenorganisation LTTE ein Militärkommando im Nordwesten Sri Lankas. Dabei wurden nach offiziellen Angaben 46 Soldaten getötet und zehn verletzt. Zuvor waren Tausende Regierungssoldaten, unterstützt von Panzern und der Luftwaffe, in den Süden der von der LTTE kontrollierten Halbinsel Jaffna vorgerückt. Dabei seien 30 Soldaten und etwa 200 LTTE- Kämpfer umgekommen, erklärte ein Armeesprecher. Über die Zahl getöteter Zivilisten wurde nicht bekannt.

Die Armee hatte Ende Juni eine großangelegte Offensive gegen die Stützpunkte der LTTE im Norden und Osten des Landes gestartet. Beide Seiten gehen mit ungeheurer Grausamkeit auch gegen die Zivilbevölkerung vor. Dabei hat die Regierung im Osten neben Armee und paramilitärischen Einheiten auch geheim operierende „Vigilante“- Gruppen eingesetzt.

In den vergangenen Wochen nahmen Regierungstruppen die der Halbinsel Jaffna vorgelagerten Inseln ein. Dort hatten vor den Kämpfen ca. 150.000 Menschen gelebt. Über 90 Prozent sollen seitdem geflohen sein. Nach Angaben politischer Beobachter sind allein in jüngster Zeit zehntausende BewohnerInnen des Nordens und des Ostens in die südlicheren, überwiegend von der singhalesischen Bevölkerungsmehrheit bewohnten Landesteile geflüchtet. Aufgrund der von der Regierung in Colombo auferlegten Reisebeschränkungen für Tamilen — sie müssen gegenüber den Sicherheitskräften einen „wichtigen Grund“ für ihren Aufenthalt im Süden nachweisen — wird jedoch eine Flucht innerhalb des Landes immer schwieriger, berichtet der Journalist Walter Keller. So kommt es seit Monaten in den südlichen Gebieten, vor allem im Großraum Colombo, immer wieder zu großangelegten Razzien und Festnahmewellen gegen Tamilen.

Unterdessen weisen oppositionelle Kreise in Colombo erneut auf die Gefährdung von Menschen- und Bürgerrechtlern im Land hin. So sei das Büro einer Gruppe von Menschenrechtsanwälten, den „Lawyers for Human Rights and Development“ in der Hauptstadt seit Ende Juni akut bedroht. Mehrere bewaffnete Männer, die möglicherweise mit Polizei- oder Armee in Verbindung stünden, belagerten seitdem das Büro und hätten Morddrohungen gegen seinen Leiter, Kalyananda Tiranagama, ausgesprochen. li