Mit dem Dasa-Cockpit auf du und du: Bund tritt Airbus ab

■ Daimler erhält kostenlos staatliche Airbus-Anteile

Berlin (taz) — Not macht bekanntlich erfinderisch. Der zum Daimler-Konzern gehörende Luft- und Raumfahrtkomplex Deutsche Aerospace (Dasa) trudelt erfolglos vor sich hin; der Bund muß sich mit seinem gigantischen Schuldengebirge herumschlagen. Was liegt also näher als ein neues Tauschgeschäft: Der Bund steigt aus dem Airbus aus und schenkt Daimler seine Anteile, der Konzern verzichtet auf das staatliche Fallnetz und muß künftig das volle Risiko für den Subventionsvogel tragen.

Wegen der Airbus-Subventionen hatten die beiden Partner den Unmut der Welthandels-Wächter auf sich gezogen: Die staatlich garantierten Wechselkursabsicherungen für die Deutsche Airbus, an der die Dasa 80 Prozent und der Bund 20 Prozent hält, gehörten gestrichen, forderte der Gatt-Subventionsausschuß zu Jahresbeginn. Nach der Airbus-Eingliederung in den neuformierten Daimler-Konzern hatte sich der Bund 1989 verpflichtet, Wechselkursverluste gegenüber dem US-Dollar bis hinunter auf 1,60 Mark zu tragen.

Beiden Parteien scheint mit der ursprünglich erst in vier Jahren geplanten Airbus-Vollprivatisierung geholfen: Die strapazierte Haushaltskasse des Bundes wird nicht mehr belastet, die Dasa kann mit den vollen Gewinnen der Airbus- Familie ihre sonst rote Bilanz bereinigen. Nach jahrelangen Verlusten flog die Deusche Airbus im vergangenen Jahr mit einem Plus von 421 Millionen Mark erstmals in die Gewinnzone. Doch ob die Dasa-Crew um Jürgen Schrempp auf die Dauer damit glücklich wird, ist längst nicht ausgemacht: der Dollar-Kurs geht auf Talfahrt, und die internationale Luftfahrtindustrie ist trotz günstiger Zukunftsperspektiven auch nicht gerade im Aufwind.

Daimler hat sich die volle Verantwortung etwas kosten lassen: Die Dasa erhält das staatliche Airbus-Paket kostenlos; zudem werden die Rückzahlungen der Airbus- Starthilfen in die Länge gezogen. Und auch für die neuen Flugzeugtypen, darunter der Airbus-Jumbo A-350 haben sich die Konzern- Chefs bereits weiterer staatlicher Hilfen versichert: Für die Entwicklungskosten, die für die vier Firmen der Airbus Industries (neben der Deutschen Airbus mit 37 Prozent ist die französische Aerospatiale mit 37,9, British Aerospace mit 20 und die spanische Casa mit 6 Prozent beteiligt) auf rund eine Milliarde Mark geschätzt werden, winken 33prozentige Zuschüsse.

Bei Daimer, dessen Spezialität bekanntlich das Ein- und Ausgliedern ist, wird unterdessen weiter am eigenen Flugzeugkonsortium gestrickt: Laut holländischen Presseberichten soll Daimler nun doch die volle Kontrolle über den traditionsreichen Flugzeugbauer Fokker NV ergreifen. Sie berufen sich auf ein Übereinkommen der beiden Firmen, das jedoch von der Fokker-Geschäftsleitung zum Diskussionspapier herabgestuft wurde. Schrempps Übernahmenpläne hatten bereits vor Wochen für Unruhe bei den Niederländern gesorgt, die weiter Herr im Hause Fokker bleiben wollten. Rund 750 Millionen Mark will sich die Dasa 51 Prozent der Fokker-Anteile kosten lassen. Erwin Single