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Fußstreifen für St.Georg

■ Innensenator kündigt verstärkte Polizeipräsenz an/Sperren für Freier

an / Sperren für Freier

Bewährte Flickschusterei in St.Georg. Als Reaktion auf die Bürgerproteste im Stadtteil will der Senat die Polizeipräsenz vor Ort erhöhen. Das kündigte Innensenator Werner Hackmann bei „seiner“ Haushaltspressekonferenz an. Ständige Fußstreifen sollen ab sofort das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung in St.Georg stärken.

Die nun verordneten Kontrollgänge durchs Viertel sind ein Ergebnis der von Hackmann angeordneten Räumung des Hansaplatzes im Jahr 1990. Daß der Einsatz dort die Probleme eher vergrößert hat, umschreibt der Senator heute so: „Mit der Hansaplatz-Aktion (...) wurde verhindert, daß sich die Szene (...) an einem Platz stationär etabliert. (...) Da die Szene in Bewegung gehalten wird, sind die Konsumenten jetzt im gesamten Stadtteil wahrzunehmen.“ Mit anderen Worten: Der Drogenhandel ist nach der Räumung schwerer zu kontrollieren, möchte man hinzufügen. Also brauchen wir mehr Polizei.

Die neuen Fußstreifen können sich dann auch gleich um die neuen Verkehrsregeln auf St.Georgs Autostrich kümmern. Der im Juni auf der Baumeisterstraße (Verbindung Lange Reihe/Hansaplatz) aufgebauten Sperre soll im Herbst eine zweite in der Straße „Zimmerpforte“ folgen, um den Kreisverkehr dort zum Erliegen zu bringen. Ob die Beamten auch die Prostituierten des Viertels beschützen sollen, die in den vergangenen Wochen mehrfach von Anwohnern und Skinhead-Gruppen angegriffen worden sind, ist der taz bisher nicht bekannt.

Schwere Zeiten für die Prostituierten kündigen sich auch durch einen anderen Plan Hackmanns an. Er will den Finanzsenator darum bitten, Bordelle anzukaufen. „Bei Eigentumswechseln von bordellartigen Pensionsgebäuden“, so der Senator, soll die Stadt von ihrem Vorkaufsrecht Gebrauch machen.

Mit dem Eine-Milliarde-Mark- Haushalt, den der Senat ihm bewil-

ligte, zeigte sich Werner Hackmann gestern zufrieden. Er ermögliche nicht nur Personalverstärkung bei der Polizei, sondern auch bei der

Feuerwehr und eine Reihe zusätzlicher Beförderungen, die den Job attraktiver machen sollen. Uli Exner

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