Chef oder Chefin verzweifelt gesucht!

■ Stellenanzeige für Polizeipräsidentin/präsident/ Frauen ausdrücklich erwünscht

Berlin. Da sich immer noch kein Nachfolger für den geschaßten Polizeipräsidenten Georg Schertz einfand, hat die Innenbehörde jetzt in lokalen und überregionalen Zeitungen per Anzeige die Stelle »der/ des Polizeipräsidentin/ Polizeipräsidenten« ausgeschrieben. Voraussetzungen sind unter anderem ein Mindestalter von 35 Jahren, Erfahrung im höheren Dienst sowie »Integrationskraft und Verhandlungsgeschick« — gegenüber dem starrsinnigen Innensenator? Dafür winkt ein Gehalt von über 11.000 Mark im Monat. »Die Bewerbung von qualifizierten Frauen ist ausdrücklich erwünscht«, heißt es in der Anzeige, brav die Bestimmungen des Landesantidiskriminierungsgesetzes erfüllend. Die Suche nach einer Frau sei durchaus ernst gemeint, versicherte Martina Ernst, Pressesprecherin der Senatsverwaltung für Inneres. »Wissen Sie vielleicht eine?«

Wir wissen nicht. Aber wir wissen, daß man und vor allem mann sich in Polizeikreisen darüber eher lustig macht. Diese neue Form von Kontaktanzeige gilt dort als »absolute Albernheit«. Die Innenbehörde wolle damit offenbar nur zeigen, daß sie sich vergeblich bundesweit bemüht habe, um »hinterher auf die alte Parteiriege zurückgreifen zu können«. Und: Eine Chefin könne man sich »in diesem Männerhaufen« nicht vorstellen, höchstens eine Vizechefin. Tatsächlich haben in der 30.000 MitarbeiterInnen starken Polizeibehörde gerade mal sechs Frauen den Weg in den höheren Dienst geschafft: eine Oberrätin, eine Kriminaldirektorin, eine Kriminalrätin und drei Hauptkommissarinnen, die demnächst Kriminalrätinnen werden. usche/plu