Fidel Fujimori

■ Kubas großer Führer frischt die Verfassung auf

Fidel Fujimori Kubas großer Führer frischt die Verfassung auf

Wie schade, daß es Fidel Castro nur einmal gibt! Es könnte doch so schön sein: der alte, ziemlich heruntergekommene Führer der kubanischen Revolution macht einem neuen, frischen Generalsekretär den Weg frei, und dieser zündet sofort ein Feuerwerk von Verfassungsänderungen — wie würden wir uns dann nicht alle freuen und mit erwartungsschlackernden Ohren den nächsten Regungen des aufstrebenden Gorbatschow in der Karibik harren! Leider gibt es nur einen Fidel, und derjenige, der jetzt sein Land für Joint-ventures und Katholizismus öffnet, ist noch immer der alte. Jeder Lockerungsschritt dient den Orakellesern in Miami nur noch als zusätzlicher Beweis für den gesetzmäßigen Verlauf der Geschichte, als weiterer Schritt auf Castros unaufhaltsamem Untergang.

Vier Wochen nach dem Rio-Gipfel lockt selbst die Versicherung, Kuba habe nun die erste Verfassung der Welt, welche die Vereinbarkeit von Ökologie und Ökonomie anerkennt, keinen sozialistischen Hund mehr hinter dem Wendeofen hervor. Wenn der kubanische Inselsozialismus noch irgendwelche ausländische Unterstützung genießt, dann bei enttäuschten Lateinamerikanern, die den Ausweg aus unerquicklichen Wirtschaftsreformen und steckengebliebener Demokratisierung in einem neuen Nationalismus sehen und eifrig nach neuen Caudillos suchen, um ihren gewalttätigen und korrupten Eindrittelgesellschaften wieder Hoffnung zu geben.

Mit dem neuen Notstandsparagraphen in der kubanischen Verfassung und der Huldigung an Nationalheld Jose Marti noch vor Marx in ihrer Präambel setzt sich Castro rhetorisch an die Spitze dieser Führernostalgie, die bereits in Venezuela und Peru ihre Köpfe erhoben hat. Wäre er nicht schon längst an der Macht — seine Chancen, inmitten von Perspektivlosigkeit und Isolierung als neuer Mann neue Dynamik zu entfachen, stünden relativ gut. Aber als Caudillo, der gar nicht erst zu putschen braucht, kann Fidel genausowenig ausrichten wie Alberto Fujimori mit seinem „Eigenputsch“. Ändert er etwas, erscheint er unglaubwürdig; bleibt er sich treu, verrät er die Zukunft seines Landes: einen politisch vertretbaren Ausweg hat er nicht. Wie schade, daß es Fidel Castro nur einmal gibt. Dominic Johnson