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Statt Ton bald Silicon

■ Auf belastetem Ziegeleigelände in Vegesack soll ein Gewerbe-Park werden

Bitte das abbruchreife

Gebäude

Foto: Tristan Vankann

Die ehemalige Ziegelei Thielen in Bremen-Vegesack liegt in Trümmern. Durch tiefe Schlammpfützen wandern BesucherInnen an hohen Schutthaufen vorbei über das Gelände, auf dem nach den Plänen des Bauamtes Nord schon im nächsten Jahr ein Technologiezentrum stehen soll. Drumherum soll sich, so die Planung, der „Gewerbepark Nord“ ansiedeln. Doch zunächst einmal muß der Teil des Geländes, der in den letzten Jahren als Müllhalde diente, saniert werden.

Etwa 100.000 Kubikmeter Abfälle lagern dort auf einer Fläche von 11.000 Quadratmetern. Die Deponie, erläutert Bauleiter Heinz von Deylen, wird durch eine „hochgradig dichtende“ chlorfreie Kunststoffschicht ab

gedeckt, um sicherzustellen, daß Schadstoffe weder ins Grundwasser sickern noch in die Luft entweichen können. Unter der Deponie befindet sich zur Freude von Christoph Steuer, dem Leiter des Bauamtes Bremen Nord, eine zwischen 30 und 50 Metern dicke Tonschicht, die verhindere, daß das Stauwasser aus der Müllgrube ins Grundwasser absickert.

Das noch vorhandene Stauwasser will Bauleiter von Deylen durch ein Rohrsystem aus der Deponie ableiten, reinigen und entsorgen. Auch das in der Deponie entstehende Gas soll gereinigt werden, bevor es in die Luft entlassen wird. Zwei bis drei Jahre rechnet der Ingenieur für den Trockenlegungsprozeß. Dann wird die ehemalige Deponie zur

Grünfläche.

Auf etwa vier Millionen Mark schätzt Bauamtsleiter Steuer die Kosten für die Sanierung des vier Hektar großen Geländes. Dazu gehört auch die Entsorgung des asbesthaltigen Dachs der Ziegelei, die bis 1971 in Betrieb war. Für das Grundstück, das die Stadt laut Steuer aus der Konkursmasse des abgewirtschafteten Betriebs günstig erworben hat, gibt es seit 1987 Untersuchungen und Überlegungen, wie es sinvoll genutzt werden könnte. Da dafür verschiedene Senatsabteilungen zuständig waren, hat sich die Planungsphase in die Länge gezogen. Steuer: „Deswegen sind wir so froh, daß es endlich weiter geht.“

Für den Abbruch der alten Ge bäude und den Bodenaushub für das künftige High-Tech- Zentrum veranschlagt der Bauamtsleiter 2,5 Millionen Mark. Sechs Millionen soll der Bau selbst kosten. Insgesamt rechnet Steuer mit 14 bis 15 Millionen Mark Ausgaben für Erschließung, Sanierung und Bebauung des ehemaligen Ziegelei-Geländes. Der „überwiegende Teil“ davon werde aus dem Renaval- Programm der Europäischen Gemeinschaft für von Werftkrisen betroffene Gebiete finanziert. Die genaue Summe konnte der Bauamtsleiter nicht nennen.

An einem Standort im zukünftigen Gewerbepark Nord haben laut Bauamtsleiter Steuer schon mehrere Firmen in Bremen-Nord Interesse gezeigt. Kern des neuen Gewerbegeländes soll das Technologiezentrum werden, das nach Steuers Vorstellungen dem BITZ ähneln soll. „Die Idee“, erklärt Steuer, „ist, hier jemand großzuziehen, der dann sagt: Ich kaufe mir das Grundstück gegenüber.“ Wenn alles so läuft wie der Bauamtsleiter es sich wünscht, wird das High-Tech-Gebäude im August 1993 stehen. „Jetzt“, sagt er hoffnungsfroh, „kann nur noch das Unvorhergesehene dazwischenkommen.“ Diemut Roether

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